EU-Staaten stimmen für schärfere CO2-Grenzwerte für Autos
10.10.2018, 07:2410.10.2018, 07:24
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Die Autoindustrie in Europa muss sich auf schärfere
Klimaschutzvorgaben einrichten als gedacht. Die EU-Staaten einigten
sich am späten Dienstagabend darauf, dass Neuwagen im Jahr 2030
durchschnittlich 35 Prozent weniger Kohlendioxid ausstoßen sollen als
2020. Deutschland trug das Ziel mit, obwohl es über die
ursprünglichen Wünsche der Bundesregierung hinausging. Sie wollte nur
30 Prozent Minderung.
Svenja SchulzeBild: imago stock&people
"Das war heute wirklich, wirklich schwierig", sagte Umweltministerin
Svenja Schulze nach den rund 13-stündigen Verhandlungen. Immerhin
gebe es nun aber eine gemeinsame Position der EU-Staaten für die
Verhandlungen mit dem Europaparlament. Diese sollen schon an diesem
Mittwoch beginnen. Auch EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete sprach
von einer "schweren Geburt".
Die Minister hatten den ganzen Tag darüber verhandelt, wie stark der
Ausstoß des Treibhausgases CO2 bei Neuwagen in der EU im nächsten
Jahrzehnt sinken muss. Die EU-Kommission hatte eine Minderung um 30
Prozent gegenüber 2020 vorgeschlagen – ein Wert, den die deutsche
Autoindustrie als machbar erachtete. Dem schloss sich die
Bundesregierung an, ebenso wie einige östliche EU-Staaten.
Viele andere Länder wollten jedoch eine Senkung um 40 Prozent oder
mehr.
Österreich, das derzeit den EU-Vorsitz führt, plädierte als Kompromiss für 35 Prozent Minderung und setzte dies letztlich auch durch.
Als Zwischenziel sollen bis 2025 mindestens 15 Prozent erreicht sein.
Allerdings wurden etliche Sonderklauseln vereinbart, etwa Anreize für die Einführung von Autos mit wenig oder gar keinen Emissionen in ärmeren EU-Staaten sowie Sonderregeln für Nischenhersteller.
Am Ende stimmten 20 der 28 EU-Staaten für den Kompromiss, vier
Staaten waren dagegen und vier weitere enthielten sich, wie die
österreichische Umweltministerin Elisabeth Köstinger sagte. Sie
zeigte sich hochzufrieden mit der Einigung. Damit "bringen wir die
saubere Mobilität in Europa auf die Überholspur", sagte Köstinger.
Mehrere Länder hatten jedoch mehr Ehrgeiz beim Klimaschutz verlangt
und äußerten sich tief enttäuscht, darunter Irland, Schweden,
Luxemburg und die Niederlande. Der SPD-Europaabgeordnete Ismail Ertug
erinnerte daran, dass das Europaparlament weitergehende Ziele gesetzt
hat: Die Abgeordneten wollen ebenfalls eine Senkung der CO2-Werte um
40 Prozent bis 2030. Es dürften also weitere schwierige Verhandlungen
folgen, um letztlich die Gesetzgebung abzuschließen.
Die Vorgaben sollen helfen, die Klimaziele der Europäischen Union
insgesamt zu erreichen und die Emissionen aus dem Straßenverkehr zu
drücken. Die Entscheidung ist für die Autoindustrie von großer
Bedeutung.
Bisher ist in der EU festgelegt, dass Neuwagen im Flottendurchschnitt
2020 nicht mehr als 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstoßen
sollen. Von dieser Basis aus soll die Senkung folgen. Strenge
Vorgaben bedeuten, dass Hersteller neben Diesel und Benzinern auch
viele Fahrzeuge ohne Emissionen verkaufen müssen, um ihren Schnitt
insgesamt zu erreichen – also zum Beispiel reine Elektroautos. Die
Bundesregierung befürchtet Jobverluste, falls der Umstieg auf neue
Antriebe zu schnell vollzogen wird.
Bild: X00227
Beim EU-Treffen argumentierten aber viele Umweltminister anders – so
etwa die Vertreter Spaniens, der Niederlande, Frankreichs und
Großbritanniens. Ein schneller Umbau der Autoindustrie sei in der
Konkurrenz zu China nötig und werde neue Arbeitsplätze schaffen, so
ihre Argumentation. Der luxemburgische Staatssekretär Claude Turmes
griff Deutschland frontal an: Kanzlerin Angela Merkel fahre zugunsten
der deutschen Autobauer "den Klimaschutz an die Wand", sagte der
ehemalige Grünen-Europaabgeordnete.
Deutschland habe zusammen mit den östlichen Visegrad-Staaten eine
ehrgeizigere Lösung verhindert, beklagte auch der Verband Transport &
Environment. Der Kompromiss sei viel zu wenig, um den gefährlichen
Klimawandel zu bremsen.
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