Für Ex-Präsident Donald Trump gibt es Grund zum Feiern. Zum Jahresende sprechen die Ergebnisse der Umfragen für ihn. Brisant: Immer mehr junge US-Wähler:innen wenden sich von Präsident Joe Biden ab. Er liegt damit zum ersten Mal in einem hypothetischen Wahlkampf hinter Trump.
Allerdings sei der Rückstand innerhalb der Fehlerspanne der Umfrage, betont der US-Sender NBC News, dennoch lege Trump einen Zahn zu.
Und Biden? Der muss sich jetzt warmlaufen für einen langen Sprint bis zur Präsidentschaftswahl 2024. In etwa einem Jahr ist es so weit. US-Expert:innen gehen davon aus, dass es wieder ein Rennen zwischen Trump und Biden wird.
Bis dahin kann noch viel passieren, aber ein Zuckerschlecken wird es für Biden nicht, wie die jüngsten Umfragen zeigen. Trump hat wohl immer wieder ein Ass im Ärmel. Trotz zahlreicher Anklagen, kontroverser, anti-demokratischer Äußerungen und direkter Drohungen überzeugt Trump sein Lager.
Warum Biden momentan Wählerstimmen verliert und Trump triumphiert, fasst watson für dich zusammen.
Einer der größten Gründe, warum Biden bei aktuellen Umfragen so schlecht abschneidet, ist wohl der Nahostkrieg und die unerschütterliche Unterstützung der USA für Israel. Dies stößt vor allem arabischstämmigen US-Bürger:innen sauer auf, aber auch der Jugend im Land.
Dabei galten gerade junge Menschen in den USA als Unterstützer der Demokraten. Eine Wählergruppe, auf die sich Biden verlassen konnte. Denn er und seine Partei setzen sich für LGTBQIA+-Rechte ein, für Umweltschutz und das Recht auf Abtreibung. Themen, die vor allem die Jugend bewegen.
Nun bricht der Zuspruch der Millennials und GenZ für Biden offenbar weg.
Trump schlägt Biden derzeit bei den Wähler:innen unter 35 Jahren, wie eine NBC News Umfrage zeigt. Damit liegt der Ex-Präsident in jeder Altersgruppe vor Biden, außer bei den Senior:innen, die den derzeitigen Präsidenten bevorzugen.
Zum Hintergrund: Biden hatte in der gleichen Umfrage im Juli noch einen Vorsprung von vier Punkten. Im September lag er mit Trump gleichauf.
Jetzt kommt der Schock für die Demokraten: In der Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen liegt Trump mit 46 zu 42 Punkten vor Biden. Laut NBC News missbilligen unter den Wählenden zwischen 18 und 34 Jahren 70 Prozent Bidens Umgang mit dem Nahostkrieg.
"Joe Biden befindet sich an einem einzigartigen Tiefpunkt seiner Präsidentschaft, und ein bedeutender Teil davon, besonders innerhalb der Biden-Koalition, ist darauf zurückzuführen, wie die Amerikaner seine außenpolitischen Aktionen sehen", zitiert NBC News den demokratischen Meinungsforscher Jeff Horwitt von Hart Research Associates.
In den USA üben auch palästinensische und arabische US-Amerikaner:innen harsche Kritik an Biden.
Die erste landesweite Umfrage unter arabischen US-Bürger:innen seit Beginn des Nahostkrieges zeigt: Nur 17 Prozent der arabischen US-Wähler:innen geben an, dass sie 2024 für Biden stimmen werden – ein gravierender Rückgang von 60 Prozent im Vergleich zu 2020.
Die Frage bleibt allerdings, ob Trump und seine Partei hier eine "bessere Alternative" zu Biden wären. Vor allem die Maga-Republikaner sprechen sich derweil für einen noch härteren Kurs gegen die Terrorgruppe Hamas und damit Gaza aus.
Maga steht für Trumps Wahlspruch "Make America Great Again" – unter dem sich laut Expert:innen ein regelrechter Kult entwickelt hat.
Ein:e "Normalsterbliche:r" hätte wohl schon eine lebenslange Freiheitsstrafe erhalten bei all den Anklagen, die Trump am Hals hat: Verschwörung gegen die USA, mögliche Wahlmanipulation, schlampiger Umgang mit Geheimdokumenten, Vorwurf des Finanzbetruges und mutmaßliche Schweigegeldzahlung an einen Pornostar... Da kommt man schnell aus der Puste.
Doch Trump rennt einfach weiter – auf freiem Fuß. Und seine Anhänger:innenschaft? Die jubelt lauter, hält noch fester zu ihm und sieht den 77-Jährigen in der Opferrolle – zweifellos. Die Maga-Leute sind laut Expertenstimmen nicht mehr zu Realitätschecks fähig.
Laut dem Sektenforscher Steven Hassan erfüllt Trump die meisten, wenn nicht sogar alle Merkmale eines Sektenführers. Das schreibt das US-Nachrichtenportal "Salon". Dazu gehöre, dass Trump extreme Macht über seine Anhänger:innen ausübe. Diese wiederum würden ihre eigenen Wahrnehmungen und Realitäten Trump unterordnen. Nur seinen Einschätzungen vertrauen.
Ein Kampf gegen einen Kult ist bekanntlich extrem schwierig.
Trump kann sich offenbar alles erlauben, seine Basis rüttelt nichts mehr auf. Fakten sind für seine Anhängerschaft Lügen, sobald sie nicht aus Trumps Mund stammen.
Das belegen die zahlreichen Entgleisungen Trumps, die einem demokratiebewussten Menschen eigentlich den Atem rauben sollten. "Ich verspreche euch", sagte der Ex-Präsident etwa bei einer Rede, "dass wir Kommunisten, Marxisten und linksradikale Schläger, die wie Ungeziefer auf dem Gebiet unseres Landes leben, ausrotten werden."
US-Expert:innen und ehemalige Trump-Mitarbeitende warnen laut und deutlich: Sollte Trump erneut ins Weiße Haus einziehen, werde die Demokratie der USA das nicht überleben. Darunter auch Cassidy Hutchinson, eine ehemalige Mitarbeiterin des Weißen Hauses während der Trump-Präsidentschaft.
Doch die Warnungen stoßen offenbar auf taube Ohren.
"Um zu verstehen, wie katastrophal eine Machtübernahme durch die Republikaner wäre, muss man viel lesen, denn ihr Plan ist so weitreichend", erklärt das US-Politikmagazin "The New Republic". Es sei schwierig für die Menschen, sich vorzustellen, wie schlimm es wäre, weil es die Vorstellungskraft übersteige, wie weit Trump die USA auf den Weg zu einer christlichen, theokratischen, plutokratischen Dystopie bringen könne und werde.
So ist Trump laut US-Medien durch Rachegelüste und Vergeltung gegen innenpolitische Gegner getrieben. Im September behauptete er, sein ehemaliger Generalstabschef Mark Milley hätte früher die Todesstrafe erhalten. Eine Drohung, die für wenig Aufruhr sorgte. Der Politologe Brian Klaas sagt in der US-Zeitschrift "The Atlantic": "Das zeigt, wie abgestumpft das Land geworden ist." Wie schwer es ist, die Trump-Basis noch zu erreichen.
Es ist und bleibt eine rege Diskussion (auch unter den Demokraten): Ist Biden zu alt für eine weitere Präsidentschaft? Der Job ist hart: wenig Schlaf, ein voller Terminkalender, viele Entscheidungen, politische Machtkämpfe und das 24 Stunden, Tag aus und Tag ein, unter den Adleraugen der Presse – und Trumps.
Der Ex-Präsident lässt keine Gelegenheit aus, um die Sorgen um Bidens gesundheitliche Verfassung zu befeuern. Am Tag des 81. Geburtstags von Biden prahlte Trump etwa mit einem Arztbescheid, der den 77-Jährigen angeblich als topfit einstuft. Auch verpönt Trump gern Bidens "desorientierte Auftritte".
Dem Biden-Wahlkampfteam ist offenbar noch keine erfolgreiche Strategie eingefallen, um diesen Sticheleien von Trump die Luft aus den Segeln zu nehmen. Denn: Biden ist nun einmal ein alter Mann, das ist Fakt. Zudem wohl auch ein bescheidener.
Wer weiß schon was mit "Bidenomics" anzufangen? Ein Begriff, der Bidens Errungenschaften in der US-Wirtschaft beschreibt. Er senkte etwa die Arbeitslosenquote auf den niedrigsten Stand seit 50 Jahren. Zudem trieb Biden Zukunftstechnologien sowie den Klimaschutz voran.
Auch verabschiedete er ein Gesetz zum Schutz der gleichgeschlechtlichen Ehe. Einzelne Bundesstaaten müssen demnach in anderen Staaten der USA geschlossene gleichgeschlechtliche Ehen anerkennen. Biden kehrte zur internationalen Zusammenarbeit zurück, die unter Trump Risse erhielt.
Errungenschaften, mit denen Biden laut Expertenstimmen mehr angeben sollte – um neben Trump gesehen und gehört zu werden.