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wahrewelle.tv: Das steckt dahinter

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Achtung Chemtrails! Das steckt hinter dem neuen Online-Sender für Verschwörungstheoretiker

25.06.2018, 10:1226.06.2018, 06:34
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Werden wir islamisiert und mit Chemtrails vergiftet? Und wer regiert uns eigentlich WIRKLICH?

Diese Fragen werden in einem Youtube-Video gestellt, das  seit vergangenem Mittwoch die Runde in den Sozialen Medien macht. Es soll der Trailer für einen neuen Online-Fernsehsender sein. Rund um die Uhr solle der Sender sein Programm im Internet senden, hieß es auf wahrewelle.tv. Die inhaltliche Linie offenbar: sehr weit rechts und komplett verschwörungstheoretisch.

Ist das echt?

Nach dem Bekanntwerden des Video stellten sich viele Nutzer die Frage, ob das tatsächlich ernst gemeint ist, oder es sich um ein Satireprojekt handelt. Die Aussagen in dem Trailer sind so überspitzt, das Video ziemlich Actionfilm-mäßig produziert. Schnell gerieten Aktionskünstler wie das Zentrum für Politische Schönheit oder das Peng!-Kollektiv in Verdacht. 

Nein!

Am Montag sollte der Online-Fernsehsender an den Start gehen. Seit Sonntagnacht ist klar: Dahinter stecken keine rechtsextremen Verschwörungstheoretiker. Wahrewelle.tv ist ein Projekt der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Die bpb will damit darüber aufklären, was hinter gängigen Verschwörungstheorien steckt. Auf wahrewelle.tv werden verschiedene Videos angezeigt, die aufgebaut sind, wie bekannte (echte) TV-Formate. 

Dort gibt es etwa das "Nachrichtenmagazin Frontal 23", das sich der "Lügenpresse entgegenstellt". Oder das Magazin "Such den Sündenbock", in dem eine Moderatorin Familien bei ihren Problemen hilft – zum Beispiel, wenn der Sohn unter Islamisierung leidet.

Informationen statt Propaganda

Unter den Videos werden Werbebanner eingeblendet, die vermeintlich auf befreundete Internetseiten führen: "Islamisierung stoppen", "United against toxic air", "Der Beweis: Warum wir in einer Hohlerde leben", oder "Infokrieg – die neue Weltordnung" steht darauf.

Die Links führen jedoch, wie alle externen Links auf der Seite, zu einer Sonderseite der bpb

Dort steht:

"Verschwörungstheorien existieren schon seit dem Mittelalter und bieten den Menschen einfache Wahrheiten für komplizierte Vorgänge in der Welt. Deswegen kommen sie besonders oft in Krisenzeiten oder infolge tiefgreifender Veränderungen zustande. So kursierten zum Beispiel nach den Anschlägen auf das World Trade Center am 11. September 2001 in New York immer wieder Verschwörungstheorien darüber, wer die Drahtzieher des unbegreiflichen Terrorakts sein könnten. Seit einigen Jahren verbreiten sich Verschwörungstheorien vor allem über das Internet und die sozialen Medien. Vorstellungen wie die Reptiloiden-Theorie, die hinter einflussreichen Persönlichkeiten wie Angela Merkel Echsenmenschen vermutet, erscheinen kurios. Bewegungen wie die der sogenannten Reichsbürger hingegen fallen vermehrt durch Straftaten auf – das Bundeskriminalamt warnt derzeit vor Gewalt durch die "Reichsbürger"-Szene."

Über diese Verschwörungstheorien will die bpb auf der Sonderseite informieren. Dort werden nicht nur ein paar der gängigsten erklärt, es wird auch thematisiert, warum sie so schwer tot zu kriegen sind.

Verschwörungstheoretiker haben bereits genug Futter

Der vermeintliche Online-Sender wahrewelle.tv ist also in der Tat eine Art Satire-Projekt, hat jedoch einen ganz klaren Bildungsauftrag. 

Aber: Reichweitenstarke Youtube-Kanäle und Internetportale, in denen "Fake-News", Verschwörungstheorien und rassistische Hetze verbreitet werden, gibt es bereits zuhauf. Und wird es auch weiter geben.

Deren Publikum wird die bpb mit ihrem Projekt vermutlich nicht vom Gegenteil überzeugen können. 

Viele Verschwörungstheorien sind im Kern antisemitisch. Mike Samuel Delberg kämpft gegegen Antisemitismus.

Video: watson/Felix Huesmann, Leon Krenz, Lia Haubner
USA: Unternehmen kündigen Preisanstiege wegen Donald Trump an

Am Ende haben nicht Abtreibungen, der Klimawandel oder die Außenpolitik die US-Präsidentschaftswahl entschieden. Wichtigstes Thema waren die Inflation und die Preise. Für 34 Prozent der republikanischen Wähler:innen war es laut einer Umfrage von YouGov ausschlaggebend für die Wahlentscheidung.

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