Wie verändern Netzkultur und soziale Medien die antisemitische Hetze im Netz. Das hat die Linguistin Monika Schwarz-Friesel von der TU Berlin untersucht.
Am Mittwoch hat sie ihre Ergebnisse in ihrer Studie "Antisemitismus 2.0 und die Netzkultur des Hasses" vorgelegt. Die Forscher um Schwarz-Friesel haben mehr als 66.000 Webseiten und 265.000 Kommentare mit einem speziellen Computerprogramm ausgewertet.
Die vier wichtigsten Erkenntnisse:
Das Netz fördert eine Radikalisierung. So zeigten die Kommentarspalten, auch von Qualitätsmedien wie Frankfurter Allgemeine Zeitung und Süddeutscher Zeitung im Zehn-Jahres-Vergleich eine deutliche Pointierung. Folgten 2007 noch 7,5 Prozent der Äußerungen antisemitischen Stereotypen, waren dies 2017 30 Prozent.
schreiben die Forscher um Schwarz-Friesel.
Die klassischen Stereotype vom „ewigen Juden“ prägen die Debatte – damals wie heute. Noch vor wenigen Wochen druckte die „Süddeutsche Zeitung“ eine Karikatur, die antisemitischen Stereotypen folgte. Zum wiederholten Mal.
Auch der Antisemitismus in der muslimischen Community folgt diesen Stereotypen.
"Der israelbezogene Antisemitismus weist alle Merkmale der klassischen Judenfeindschaft auf“, schreiben die Forscher. Im Klartext: Oft wird Antisemitismus als Israelkritik verpackt, etwa dann, wenn nicht die Politik Israels, sondern Israel selbst Zielscheibe der Kritik ist.
Erst die Debatte über den wachsenden Antisemitismus macht diesen zum medialen Thema. Das Aufspüren und Debunken antisemitischer Hetze ist lohnend. Hat aber einen negativen Nebeneffekt. Antisemitisch Themen werden so indirekt gefördert. Die Forscher um Schwarz-Friesel schreiben:
(per.)