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Todestag der Geschwister Scholl: Was wir heute noch von ihnen lernen können

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Hans und Sophie Scholl Bild: iStockphoto/watson-montage
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Todestag der Geschwister Scholl: Was wir von ihnen lernen können

22.02.2019, 15:0022.02.2019, 15:06
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Am 22. Februar 1943 köpft ein Scharfrichter drei junge Studierende. Hans (24) und Sophie Scholl (21) und ihr Freund Christoph Probst (23) sterben, weil sie im Bund der "Weißen Rose" Widerstand gegen den Nationalsozialismus leisteten. Das war heute vor 76 Jahren. Auch wenn sich die Welt seitdem verändert hat, können wir von ihnen und ihrem Handeln immer noch einiges lernen.

Gerechtigkeit und Recht sind zwei Paar Schuhe

Durch die Nürnberger Gesetze von 1935 wurde die Diskriminierung, Verfolgung, Folter und Ermordung der Juden in Deutschland rechtlich legitimiert. Von einem auf den anderen Tag verloren Juden ihre Menschenrechte. Die deutsche Zivilgesellschaft passte sich diesen Verhältnissen an und wurde so zum Verbündeten der Nazis. Einen breiten, gesellschaftlichen Widerstand gab es nicht. Die Mitglieder der weißen Rose (Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst, Willi Graf und Kurt Huber) weigerten sich jedoch, die NS-Moral zu übernehmen. Sie behielten ihr christlich-humanistisches Werteverständnis und wollten die Gesellschaft aufrütteln.

Steh zu deinen Überzeugungen

Nachdem sie die Flugblätter verteilt hatten, wurden Hans und Sophie Scholl festgenommen. Auch, als sie noch abstritt, die Flugblätter verfasst zu haben, stand Sophie zu ihrer Überzeugung, die sie in Lebensgefahr brachte: "Zusammenfassend möchte ich die Erklärung abgeben, dass ich für meine Person mit dem Nationalsozialismus nichts zu tun haben will." Ihr Christentum sei nicht damit vereinbar gewesen.

Selbst als sie wusste, dass sie mit dem Tode rechnen musste, stand Sophie zu ihrem Handeln. Mehr noch, sie war stolz darauf:

"Wenn die Frage an mich gerichtet wird, ob ich auch jetzt noch der Meinung sei, richtig gehandelt zu haben, so muss ich hierauf mit 'ja' antworten, und zwar aus den eingangs angegebenen Gründen."
Sophie Scholl, 1943Vernehmungsprotokoll der Gestapo

Jede Aktion ist wichtig

Es gibt keine kleinen Aktionen. Unabhängig davon, wie viele Menschen die Flugblätter erreichten, war das Verteilen eine mutige und wichtige Tat. Der kleinste Widerstand zählt. Wie viel Angst die Nazis davor hatten, zeigt die Härte, mit der sie die jungen, gewaltfreien Menschen bestraften.

Ein Denkmal erinnert in München an die Flugblattaktion der "Weißen Rose", für die Sophie, Hans und Christoph ihr Leben geben mussten.
Ein Denkmal erinnert in München an die Flugblattaktion der "Weißen Rose", für die Sophie, Hans und Christoph ihr Leben geben mussten.Bild: imago stock&people

Schütze deine Freunde

Während ein Kriminalobersekretär Sophie drei Tage lang verhörte, tat sie alles, um ihre Freunde und Verbündeten vor der Verhaftung zu beschützen. Die Vernehmungsprotokolle zeigen, dass Sophie sich und ihren Bruder Hans als alleinige Akteure darstellte. Sie hatte die Hoffnung, insbesondere Christoph retten zu können, der Vater von drei kleinen Kindern war.

"Ich bestreite ganz entschieden, von dritter Seite gemeinsam mit meinem Bruder zu unserem Vorgehen veranlasst, aufgefordert oder finanziell unterstützt worden zu sein. Mein Bruder und ich haben vollkommen aus ideellen Gründen gehandelt und alle entstandenen Unkosten, die sich meiner Schätzung nach auf ungefähr 800-1000 RM belaufen haben dürften, aus eigener Tasche bestritten (...) Mit der Abfassung der Flugblätter, deren Herstellung und Verbreitung, hat er [Christoph Probst] meines Wissens nicht das Geringste zu tun."
Sophie Scholl, 1943, Vernehmungsprotokoll der Gestapo

Du bist nie zu jung, um das Richtige zu tun

Viele Mitläufer und Nazis nahmen nach der Befreiung ihre Jugend als Vorwand und Ausrede, um ihre Begeisterung für den Nationalsozialismus zu rechtfertigen und vor der Judenverfolgung die Augen verschlossen zu haben. Viele behaupteten von Tod und Terror nichts gewusst zu haben. Auch Traudl Junge, Hitlers Sekräterin, redete sich dies lange ein. Doch 2002 sagte sie in einem Interview:

Eines Tages bin ich an der Gedenktafel vorbei gelaufen, die für die Sophie Scholl an der Franz Josef Straße befestigt war. Und da habe ich gesehen, dass sie mein Jahrgang war und das sie im Jahr, als ich zu Hitler kam, hingerichtet wurde. Und in dem Moment habe ich das gespürt, dass das eigentlich keine Entschuldigung ist, dass man jung ist.
Traudle Junge

Kein Vergessen für wahre Helden

In einer Zeit, in der politischer Widerstand mit dem Tod bestraft wurde, setzte sich die Weiße Rose für die Unterdrückten ein. Dieser bedingungslose Mut machte besonders die Geschwister Scholl unvergessen.

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