Am 22. Februar 1943 köpft ein Scharfrichter drei junge Studierende. Hans (24) und Sophie Scholl (21) und ihr Freund Christoph Probst (23) sterben, weil sie im Bund der "Weißen Rose" Widerstand gegen den Nationalsozialismus leisteten. Das war heute vor 76 Jahren. Auch wenn sich die Welt seitdem verändert hat, können wir von ihnen und ihrem Handeln immer noch einiges lernen.
Durch die Nürnberger Gesetze von 1935 wurde die Diskriminierung, Verfolgung, Folter und Ermordung der Juden in Deutschland rechtlich legitimiert. Von einem auf den anderen Tag verloren Juden ihre Menschenrechte. Die deutsche Zivilgesellschaft passte sich diesen Verhältnissen an und wurde so zum Verbündeten der Nazis. Einen breiten, gesellschaftlichen Widerstand gab es nicht. Die Mitglieder der weißen Rose (Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst, Willi Graf und Kurt Huber) weigerten sich jedoch, die NS-Moral zu übernehmen. Sie behielten ihr christlich-humanistisches Werteverständnis und wollten die Gesellschaft aufrütteln.
Nachdem sie die Flugblätter verteilt hatten, wurden Hans und Sophie Scholl festgenommen. Auch, als sie noch abstritt, die Flugblätter verfasst zu haben, stand Sophie zu ihrer Überzeugung, die sie in Lebensgefahr brachte: "Zusammenfassend möchte ich die Erklärung abgeben, dass ich für meine Person mit dem Nationalsozialismus nichts zu tun haben will." Ihr Christentum sei nicht damit vereinbar gewesen.
Selbst als sie wusste, dass sie mit dem Tode rechnen musste, stand Sophie zu ihrem Handeln. Mehr noch, sie war stolz darauf:
Es gibt keine kleinen Aktionen. Unabhängig davon, wie viele Menschen die Flugblätter erreichten, war das Verteilen eine mutige und wichtige Tat. Der kleinste Widerstand zählt. Wie viel Angst die Nazis davor hatten, zeigt die Härte, mit der sie die jungen, gewaltfreien Menschen bestraften.
Während ein Kriminalobersekretär Sophie drei Tage lang verhörte, tat sie alles, um ihre Freunde und Verbündeten vor der Verhaftung zu beschützen. Die Vernehmungsprotokolle zeigen, dass Sophie sich und ihren Bruder Hans als alleinige Akteure darstellte. Sie hatte die Hoffnung, insbesondere Christoph retten zu können, der Vater von drei kleinen Kindern war.
Viele Mitläufer und Nazis nahmen nach der Befreiung ihre Jugend als Vorwand und Ausrede, um ihre Begeisterung für den Nationalsozialismus zu rechtfertigen und vor der Judenverfolgung die Augen verschlossen zu haben. Viele behaupteten von Tod und Terror nichts gewusst zu haben. Auch Traudl Junge, Hitlers Sekräterin, redete sich dies lange ein. Doch 2002 sagte sie in einem Interview:
In einer Zeit, in der politischer Widerstand mit dem Tod bestraft wurde, setzte sich die Weiße Rose für die Unterdrückten ein. Dieser bedingungslose Mut machte besonders die Geschwister Scholl unvergessen.