Mark Burns gilt als enger Vertrauter von Donald Trump und als eine Art "spiritueller Berater" des US-Präsidenten. Er ist ein evangelikaler Pastor, Republikaner und Trump-Unterstützer der ersten Stunde. Zudem war er einer der entschiedensten Gegner von Waffenlieferungen an die Ukraine.
Doch nun hat der Pastor einen drastischen Kurswechsel hingelegt. Denn: Burns war in der Ukraine. Er war in Butscha. Und in Krywyj Rih – einem Ort, an dem eine russische Rakete gerade erst 20 Menschen tötete, darunter neun Kinder.
Er hat mit eigenen Augen gesehen, was der russische Angriffskrieg anrichtet: "Ich glaube jetzt, dass America First die Unterstützung für die Ukraine bedeutet", sagte Burns in einem Interview. Und er macht deutlich, was er vom russischen Präsidenten Wladimir Putin hält: gar nichts.
"Unschuldige Menschen werden hingerichtet. Fast 700 religiöse Einrichtungen wurden gezielt zerstört. 20.000 Kinder wurden verschleppt, 1,3 Millionen gelten als vermisst", begründet er seine Kehrtwende im "Kyiv Independent". Diese Erlebnisse hätten ihn tief erschüttert. "Das hat meine Perspektive radikal verändert."
Der Pastor macht deutlich, dass seine neue Haltung kein Widerspruch zu seiner Loyalität zu Trump sei. Im Gegenteil: Er bleibe ein Unterstützer des Präsidenten. Doch jetzt wolle er Republikaner, Konservative und Evangelikale wachrütteln. Viele seien "von Fake News über die Ukraine gehirngewaschen worden".
Ein zentraler Punkt für Burns war der Umgang mit Religion. Immer wieder war behauptet worden, die Ukraine würde Kirchen verfolgen. Diese Narrative entlarvt er nach seinem Besuch in Kiew als gezielte Desinformation: "Das ist eine glatte Lüge."
Er habe mit geistlichen Führern verschiedenster Glaubensrichtungen gesprochen – sie alle hätten bestätigt, dass sie in der Ukraine ihren Glauben frei ausüben können. "Wenn du mit diesen Menschen redest und die Verbrechen der Russen selbst siehst, dann spielt Politik keine Rolle mehr."
Burns sagt, dass niemand ihn für seine Reise bezahlt habe. Flugtickets, Unterbringung – alles habe er selbst organisiert. "Niemand hat mich geschickt, um eine bestimmte Botschaft zu verbreiten." Was er erlebt habe, sei schlicht: "Menschen, die von Russland ausgelöscht werden." Deshalb trete er nun öffentlich für weitere Unterstützung ein. "Ich wiederhole diese Botschaft auf höchsten Regierungsebenen: Russland ist der Aggressor."
Auf die Frage, wie er Putin heute beschreiben würde, antwortet Burns mit nur zwei Worten: "Böse. Das pure Böse."
Als ehemaliger Infanterist der South Carolina Army National Guard kennt sich Burns mit militärischem Vorgehen aus. Doch was Russland tue, sei nicht Strategie – sondern gezieltes Morden: "Zivilisten, alte Menschen, Frauen, Kinder, Krankenhäuser, Schulen … das hat nichts mit Krieg zu tun. Das ist böse." Putin sei ein Diktator, der ein souveränes Land brutal überfalle – und das dürfe niemals akzeptiert werden.
Auch unter gläubigen Trump-Anhänger:innen in den USA gibt es viele, die sich gegen weitere Hilfe für die Ukraine aussprechen. Burns schildert ein Erlebnis dazu: Nach einem emotionalen Social-Media-Post aus einem Hotel in Kiew habe jemand kommentiert: "Traurig, was in der Ukraine passiert. Aber kein Geld mehr dahin." Seine Antwort: "Wenn du hier wärst, würdest du das nicht sagen."
Denn auf dem Boden der Realität gehe es nicht um Geld – sondern um Verteidigung. "Die Ukrainer wollen keine US-Dollar – sie brauchen Munition."
Für ihn ist der Vergleich mit der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung naheliegend: einfache Bürger:innen, die zu Waffen griffen, um ihr Land zu verteidigen. "Das ist exakt das, was die Ukrainer heute tun."
Burns ist bewusst, dass seine neue Haltung nicht überall gut ankommt. "Vielleicht bringt mich das politisch um. Aber das ist mir egal." Es gehe nicht darum, was populär sei – sondern darum, was richtig sei. "Der Geist der Ukraine ist nicht gebrochen. Er lebt. Die Menschen wollen ihre Heimat verteidigen – aber vor allem wollen sie Frieden."
Deshalb spreche er mit allen, die bereit sind, zuzuhören. "Was Gott mir in der Ukraine gezeigt hat, hat mein Herz bewegt. Und ich hoffe, ich bewege damit auch andere."
Und selbst Trump, so der Pastor, sei inzwischen "pissed off" – wütend auf Putin. Der Ex-Präsident wolle Russland mit neuen Sanktionen unter Druck setzen, wenn es nicht verhandle.