Besonders Frosch-Arten sind weltweit aktuell sehr bedroht.Bild: imago
International
Wie die Menschheit den Planeten aussaugt
31.10.2018, 09:07
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Die Bestände zahlreicher Wirbeltierarten auf der Erde
sind einer großen Untersuchung zufolge in den vergangenen Jahrzehnten
um mehr als die Hälfte geschrumpft.
Der Verlust an Tieren zwischen 1970 und 2014 betrage im Schnitt 60 Prozent, heißt es im Living Planet Report 2018 der Umweltstiftung WWF und der Zoologischen Gesellschaft London, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.
Was ist der Living Planet Report?
Der Report habe laut WWF 3268 Einzelquellen zusammengefasst, darunter etwa lange Monitoringprogramme von Forschern und "Citizen Science" Projekte, bei denen Laien Tiere zählen, hieß es. Es gibt weltweit aber auch mehrere Regionen, aus denen nur wenige Daten bekannt sind.
Damit hat sich der Wert
seit der vergangenen Ausgabe von 2016 zwar um weitere zwei
Prozentpunkte verschlechtert, im Vergleich zu den 80er und 90er
Jahren fällt der Schwund aber etwas schwächer aus.
Welche Tiere sind besonders betroffen?
Der Bestand des Störs schrumpft extrem.Bild: imago
Als Beispiele für Tiere, deren Bestände schrumpfen, nannte
WWF-Experte Günter Mitlacher etwa den Irawadi-Delfin, die Feldlerche,
das Rebhuhn und den Stör. Hierzulande sind laut WWF durch "monotone
Agrarlandschaften" vor allem Wiesenvögel, Frösche, Wildbienen und
Schmetterlinge betroffen. Der Report selbst gibt allerdings zur
Entwicklung bei Insekten keine Auskunft. Er beruht auf Daten von rund
4000 Säugetier-, Vögel-, Fisch-, Reptilien- und Amphibienarten
weltweit, untersucht wurden 16.700 Wirbeltier-Populationen.
Was treibt die Zerstörung an?
Wie hier in Brasilien fallen zahlreiche Waldflächen der Landwirtschaft zum Opfer.Bild: imago stock&people
Vor allem der menschliche Konsum sei der Treiber hinter der
Zerstörung von Lebensräumen, sagte Jörg-Andreas Krüger vom WWF in
Berlin. Die Folgen des deutschen Lebensstils bekämen oftmals Regionen
wie Südamerika, Afrika und Asien zu spüren. Zum Beispiel, indem dort
Wälder abgeholzt und Flüsse verschmutzt werden.
"Unser Lebensstil ist wie Kettenrauchen und Komasaufen auf Kosten des Planeten."
WWF-Sprecher Krüger.
In Zahlen drücken das die Autoren des Reports so aus: Der menschliche Verbrauch an natürlichen Ressourcen liege jährlich 70 Prozent über der Menge, die sich im gleichen Zeitraum wieder regenerieren könne.
Die Menschen lebten so, als hätten sie mehr als eine Erde zur Verfügung. Grundlage dieser Berechnungen ist der sogenannte ökologische Fußabdruck. Dieser spiegelt wider, wie stark der Mensch die Ökosysteme der Erde beansprucht.
Wie kann das Problem gelöst werden?
Unter dem Strich ist laut WWF ein neuer Tiefpunkt beim weltweiten
ökologischen Gesundheitszustand erreicht. Die Experten betonten aber
auch, dass die Trendwende noch machbar sei. "Das ist kein
Weltuntergangsszenario", sagte Krüger. Wichtige Schritte seien
vorgedacht, etwa in den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen
und im Pariser Klimaschutzabkommen. Diese Ziele müssten bis 2030 aber
auch umgesetzt werden, die Weichen dazu sollten laut WWF bald
gestellt werden. "Wir können nicht noch einmal zehn Jahre warten",
sagte Krüger.
Was droht, wenn sich die Lage weiter verschlechtert?
Verschlechtern sich die Perspektiven weiter, so sei mit verstärkter
Abwanderung von Menschen aus Afrika in Richtung Europa und aus
Mittel- nach Nordamerika zu rechnen, sagte Mitlacher. Er rechnet
deshalb mit wachsendem Druck der Menschen, die Lebensbedingungen zu
verbessern. Dazu gehöre der Schutz der Ökosysteme.
Schon jetzt versuchen jedes Jahr Tausende von Afrika aus über das Mittelmeer nach Europa zu kommen. Die Versuche enden oft tödlich. Bild: dpa
Die Studie steht nicht alleine: Experten mehrerer deutscher Wissenschaftsakademien hatten erst vor
wenigen Tagen Sofortmaßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt in der
deutschen Agrarlandschaft empfohlen. Zur Finanzierung solle die
anstehende Reform der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik genutzt
werden, hieß es.
Ein starker Rückgang bei vielen Artengruppen in der
Agrarlandschaft gelte als belegt, gleichwohl gebe es bisher kein
offizielles und einheitliches Monitoring der biologischen Vielfalt.
Anführer der islamistischen Kämpfer in Syrien: Der "pragmatische Radikale" al-Dscholani
Der Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad war das große Ziel von Abu Mohammed al-Dscholani. Am Sonntag sind al-Dscholanis islamistische Kämpfer in Syriens Machtzentrum, die Hauptstadt Damaskus, eingedrungen und haben die Stadt "für frei" erklärt – 13 Jahre, nachdem Assad Proteste gegen die Regierung im Land mit Gewalt hatte niederschlagen lassen.