Nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden richtet sich die Vereinigung gegen die verfassungsmäßige Ordnung, "da sie mit dem Nationalsozialismus wesensverwandt ist". Sie zählt nach ihrer Einschätzung bundesweit 20 Mitglieder. Die Gruppe ist damit zahlenmäßig nicht sehr groß, ihr Einfluss aber ist laut Sicherheitskreisen nicht zu unterschätzen.
Die gewaltbereite rechtsextreme Organisation gilt als bewaffneter Arm des in Deutschland verbotenen Neonazi-Netzwerks "Blood and Honour" (Blut und Ehre).
Wir klären, wer hinter der Gruppe steckt, was es mit dem Zahlencode auf sich hat und wie sich die Gruppe organisierte.
Bild: watson
Was steckt hinter "Combat 18"?
Das "Combat 18"-Netzwerk stammt ursprünglich aus Großbritannien, es gilt auch als bewaffneter Arm des internationalen Neonazi-Netzwerkes "Blood & Honour". Von England aus breitete sich "Combat 18" in den 1990er Jahren jedoch auch in andere europäische Länder aus. Viele der beteiligten Neonazis stammten aus der Rechtsrock-Szene. Sie veranstalteten jedoch nicht nur Konzerte, sondern handelten mit Waffen, und bereiteten sich auf den "führerlosen Kampf" vor – Rechtsterrorismus in kleinen Zellen, die nicht zentral gesteuert werden.
An diesem Konzept orientierte sich auch der "Nationalsozialistische Untergrund" (NSU) bei seinen Taten. In Großbritannien wird "Combat 18" mit mehreren Anschlägen und Gewalttaten in Verbindung gebracht.
Dieser Besucher eines Neonazi-Festivals im sächsischen Ostritz trägt einen Pullover mit dem Aufdruck der italienischen "Combat 18"-Gruppe.Bild: David Speier/imago stock&people
Der deutsche Ableger des weltweiten "Blood & Honour"-Netzwerkes wurde im Jahr 2000 verboten. "Combat 18"-Aktivitäten gab es danach jedoch auch in Deutschland weiterhin: In Dortmund etwa soll bis 2006 rund um die Rechtsrockband "Oidoxie" eine "Combat 18"-Zelle entstanden sein. Das geht aus Polizeiakten hervor, die 2014 bekannt wurden. Ein ehemaliges Mitglied der Terrorzelle informierte die Polizei darüber – während er selbst in Haft saß.
Was steckt hinter dem Zahlencode?
Die Zahl "18" ist ein Szenecode für den ersten und den achten Buchstaben im Alphabet, also A und H – die Initialen von Adolf Hitler. Symbol der Gruppe, die sich auf einen "Rassenkrieg" vorbereitet, ist der Drache. Neonazis, die sich "Combat 18" zugehörig fühlen, tragen häufig schwarze T-Shirts oder Jacken mit der Aufschrift "C 18".
Die verbotene Gruppe war weiterhin aktiv
In den vergangenen Jahren mehrten sich die Hinweise, dass "Combat 18" in Deutschland wieder vermehrt aktiv ist. Wie gefestigt die Strukturen der Gruppe tatsächlich sind, zeigen nun ein ausführliches Dossier der antifaschistischen Recherchegruppe "Exif" und Dokumentationen des NDR.
So haben die NDR-Reporter den Rechtsextremen nachrecherchiert:
"Exif Recherche" bezeichnet sich selbst als "unabhängige antifaschistische Rechercheplattform, die sich mit der rechten und neonazistischen Szene befasst." Wer hinter der Plattform steckt, ist unklar – die Betreiber bleiben anonym.
Sie schreiben, dass ihre Recherche zu "Combat 18" auf "Zusammenarbeit und Ergebnissen vieler antifaschistischer Recherchegruppen und Einzelpersonen" basiere. Wie sie an die teilweise internen Informationen der Neonazis gekommen sind, legen die Rechercheure nicht offen.
Sie belegen sie jedoch mitunter durch die Veröffentlichung von Originaldateien und dem Wortlaut interner E-Mails. Viele der Angaben wurden außerdem von den Reportern des NDR unabhängig überprüft.
Wie die NDR-Reporter für "Strg F" und "Panorama" berichteten, nahmen einige Mitglieder der Gruppe "Combat 18 Deutschland" im September 2017 an einem Schießtraining in Tschechien teil.
Davon bekamen auch die deutschen Sicherheitsbehörden Wind: Als die Neonazis nach Deutschland zurückreisten, wurden sie von der Anti-Terror-Einheit GSG9 gestoppt. Bei einem der Neonazis wurde dabei Munition gefunden. Laut Recherchen des NDR handelt es sich bei dem Mann um Stanley R. – offenbar einen Strippenzieher in der seit 2013 bestehenden deutschen "Combat 18"-Gruppe.
Die NDR-Reporter schauten sich den betreffenden Schießstand selbst an und filmten dort mit versteckter Kamera. Was sie dort fanden: SS-Devotionalien und eine Hitler-Büste. Mit ihnen warteten Neonazis aus Bayern darauf, schießen zu dürfen. Eine Einweisung oder Beaufsichtigung habe es dabei nicht gegeben. Munition mitzunehmen wäre ohne weiteres möglich gewesen.
So war die "Combat 18"-Gruppe organisiert
Die Recherchen zeigen, dass "Combat 18 Deutschland" offenbar fast wie ein Verein organisiert war. Laut den "Richtlinien" der Gruppe, die die Recherchegruppe "Exif" veröffentlicht hat, war Folgendes geregelt:
Mitglieder mussten zuerst eine sechsmonatige Probezeit bestehen
Es musste ein Monatsbeitrag von 15 Euro gezahlt werden. Von den Geldern sollten etwa Konzerte finanziert werden oder Notfallgelder "zum Beispiel für die Inhaftierung eines Bruders"
In jedem Bundesland sollte eine Untersektion entstehen (das war jedoch offenbar nicht der Fall)
Die Sektionen mussten sich einmal im Monat an einem bestimmten Tag treffen
Es gab sogar eine Kleiderordnung für interne Treffen und "Auswärtsfahrten", etwa zu Konzerten: Shirt und Jacke mit "Combat 18"-Logo, schwarze Hose und schwarze Schuhe
Laut "Exif" sollte sich die Mitgliedschaft von 50 Personen in der Gruppe belegen lassen. Dutzende weitere sollten immer wieder im Zusammenhang mit der Gruppe auftauchen.
Für die Mitgliedschaft einiger Neonazis liefert "Exif" auch handfeste Beweise: Die Recherchegruppe hat Kontoauszüge Stanley R.s veröffentlicht, auf denen offenbar die Zahlungen von Mitgliedsbeiträgen auf sein Konto zu sehen sind.
Unterschätzten die Behörden die Gefahr durch "Combat 18"?
Klar ist: Der Verfassungsschutz hatte die "Combat 18"-Gruppe im Blick. Auf Anfrage des NDR im Sommer 2018 wollten Verfassungsschutz und Innenministerium keine Fragen zu dem Thema beantworten. Dem NDR liegt jedoch ein interner Bericht des Innenministeriums vor. Darin stehe, "Combat 18 Deutschland" bestünde "aus einem Netzwerk weniger regionaler Kleingruppen und Einzelpersonen". Als terroristische Organisation stufe das Ministerium die Gruppe jedoch nicht ein.
Diese Waffen hat die Polizei Schleswig-Holstein 2003 bei einer "Combat 18"-Razzia gefunden.Bild: dpa
Öffentlich äußerte sich die Bundesregierung im Jahr 2016 zu "Combat 18" – in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag.
Darin heißt es unter anderem:
"Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse über Vernetzungstreffen von "Combat 18" bzw. "Blood & Honour" in Deutschland vor."
"Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse über internationale Vernetzungstreffen
von "Blood and Honour" bzw. "Combat 18" in der Zeit seit 1998, an denen
deutsche Neonazis teilgenommen haben, vor."
"Die Bundesregierung hat keine Kenntnisse über organisierte Waffentrainings von "Blood and Honour"- bzw. "Combat 18"-Strukturen in Deutschland seit dem Jahr
1998."
"Die Bundesregierung hat keine Kenntnisse über die Teilnahme deutscher Neonazis
an organisierten Waffentrainings von "Blood and Honour"- bzw. "Combat
18"-Strukturen im Ausland seit dem Jahr 1998."
Ob diese Einschätzungen der deutschen Sicherheitsbehörden zum damaligen Zeitpunkt wirklich richtig ist, erschien nach den Veröffentlichungen durch die "Exif"-Recherchegruppe und den NDR zumindest fragwürdig. Inzwischen haben sie ihre Meinung ja auch geändert.
Der Artikel erschien zuerst am 20. Juli 2018. Im Zuge der aktuellen Entwicklungen haben wir diesen aktualisiert.
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