Die Wirtschaftt brummt. Deutschland geht es gut. Aber besonders eine Gruppe hat davon relativ wenig. Alleinerziehende und ihre Kinder sind in Deutschland nach wie vor überdurchschnittlich stark von Armut bedroht.
Das sagt die sogenannte Armutsgefährdungsquote. Sie lag für Menschen in Alleinerziehenden-Haushalten 2016 bei 33 Prozent und damit rund doppelt so hoch wie im Bevölkerungsdurchschnitt. Das Statistische Bundesamt hat die Zahlen dazu an diesem Donnerstag vorgestellt.
Im Alltag stoßen Alleinerziehende oft auf Schwierigkeiten:
Das sagt der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Georg Thiel, bei der Vorstellung des Berichts "Alleinerziehende in Deutschland 2017" in Berlin. "Finanziell stehen sie nach wie vor oftmals schlechter da als Menschen, die in anderen Familienformen leben."
Gleichwohl sank die Armutsgefährdungsquote von Menschen in Alleinerziehenden-Haushalten in den vergangenen Jahren deutlich, von 37 Prozent im Jahr 2011 auf 33 Prozent (Bevölkerungsdurchschnitt: 16 Prozent) im Jahr 2016.
Zu der positiven Entwicklung dürfte auch die gute wirtschaftliche Lage beigetragen haben.
Allerdings ist es gerade auf dem Arbeitsmarkt schwierig für alleinerziehende Mütter. 27 Prozent von ihnen waren 2017 ohne Beschäftigung. Mehr als die Hälfte davon – 55 Prozent – war aber an der Aufnahme einer Arbeit interessiert. Als Hinderungsgrund gaben die Frauen familiäre oder persönliche Gründe an, ein großes Problem sind fehlende Betreuungsmöglichkeiten für Kinder.
Zum Vergleich: Von den in einer Partnerschaft lebenden nicht-erwerbstätigen Müttern wollten nur 29 Prozent eine Arbeit aufnehmen.
Insgesamt habe sich die Lage der Alleinerziehenden in den vergangenen Jahren verbessert, konstatierte Thiel. "Da ist schon viel geschehen", sagte er und verwies unter anderem auf den Ausbau der Kinderbetreuung und bessere Angebote zur Teilzeitarbeit. Es gebe aber noch Luft nach oben: "Ich glaube, da kann noch mehr getan werden."
Der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Dietmar Bartsch, forderte angesichts der Zahlen mehr Einsatz der Bundesregierung im Kampf gegen Kinderarmut. "Hier bedarf es größerer Anstrengungen, als im Koalitionsvertrag vereinbart worden ist", sagte Bartsch der Frankfurter Rundschau. Er warb für eine Kindergrundsicherung.
Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, warnte, trotz Verbesserungen bleibe die Situation Alleinerziehender "prekär". Sie forderte eine bessere und bezahlbare Kinderbetreuung und familienfreundliche Arbeitszeitmodelle.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey verwies auf die im Koalitionsvertrag vereinbarte Reform des Kinderzuschlags. "Er soll gerade Alleinerziehenden künftig mehr zugutekommen." Mit dem Gute-Kita-Gesetz investiere der Bund zudem zwischen 2019 und 2022 zusätzlich 5.5 Milliarden Euro in die frühkindliche Bildung, erklärte Giffey.
(ts/afp)