Daniel (Name geändert) ist 25 Jahre alt und hat vor vier Jahren seinen Bachelor in Ökotrophologie (Ernährungs- und Haushaltswissenschaften) gemacht. Danach hat er in sehr vielen unterschiedlichen Jobs und Positionen gearbeitet. Ein richtiger Vollzeitjob in seinem Fachbereich war nicht dabei. Deshalb hat er nun beschlossen, im kommenden Wintersemester einen Master zu machen. Seine Hoffnung: So endlich einen guten Job zu bekommen, der auch etwas mit seinen fachlichen Qualifikationen zu tun hat.
Seit kurzem ist Daniel arbeitslos und bereitet sich auf das Studium vor, das er im kommenden Wintersemester beginnt. Er lebt gerade vom Arbeitslosengeld in Höhe von 650 Euro monatlich und von Erspartem. Er wohnt zusammen mit seiner Freundin in einer Großstadt – das Paar teilt sich die Kosten,
Daniel zahlt monatlich:
Momentan fühle ich mich nicht arm. Einfach aus dem Grund, weil es in den vergangenen vier Jahren Zeiten gab, in denen ich mit nur 300 Euro auskommen musste, obwohl ich gearbeitet habe. Ich war nach meinem Studium nie komplett arbeitslos, sondern habe immer den ein oder anderen Job gemacht. Deshalb hatte ich nie Anspruch auf Arbeitslosengeld.
Ich möchte das nicht, weil ich mich für Hartz-IV gläsern machen müsste. Ich müsste alle meine Konten offen legen. Da ist auch angespartes Geld von meiner Oma dabei, das für größere Anschaffungen gedacht ist und nicht dafür, dass ich es für den Alltag ausgebe. Das müsste ich erst verbrauchen, bevor ich die Sozialleistungen bekommen würde.
Ich sehe mein Studium als Vollzeitjob an und da ich mich gerade auf den Master vorbereite, sehe ich meinen Job jetzt darin, Student zu sein. Das sehe ich nicht wirklich als Armut. Aber ich muss mir schon immer wieder einen Überblick über die Kosten, die auf mich zukommen, verschaffen.
Es gibt so viele Kosten, mit denen ich nicht gerechnet habe: Versicherungen, Steuern oder Krankenkasse. Das sind alles Kosten, die erst nach dem Studium so richtig auf dich zukommen.
Das läuft dann so ab: Wenn ich zum Beispiel für 25 Euro einkaufen war, dann weiß ich, dass ich die kommenden drei Tage nichts ausgeben darf. Richtig schwierig wird es, wenn ich was unternehmen will. Das oder Urlaube muss ich mir schwer zusammensparen.
Ich hätte schon gerne mal eine Woche Urlaub gemacht. Einfach mal wegfahren. Muss ja nicht ins Ausland sein.
Was mir auch fehlt: Einfach mal einkaufen zu gehen und mir das zu kaufen, worauf ich gerade Lust habe.
Ich wollte arbeiten. Ich dachte, dass ich mit einem Einkommen auch einen besseren Lebensstandard haben würde.
Ich war freier Mitarbeiter bei einer NGO, war Projektmanager in einem großen Unternehmen, habe im Marketing gearbeitet und in einem Start-up gearbeitet. Das Problem ist: Es ist wahnsinnig schwer. Wenn du im Bereich der Ernährungswissenschaften arbeiten willst, dann geht das nur ein paar Stunden in der Woche und für wenig Geld. Bei großen Unternehmen hast du dagegen wahnsinnig viel Stress und ein hohes Arbeitspensum und der Job hat mit dem Studium kaum noch was zu tun. Das soll sich nun ändern.
Damals hatte ich einen Messejob, bei dem ich zwölf Stunden am Tag gearbeitet habe. Während des Tages habe ich wenig getrunken und wenig gegessen. Wenn ich in dieser Zeit abends nach Hause gekommen bin, habe ich für einen anderen Auftraggeber dann auch nochmal ein bis drei Stunden weitergearbeitet. Auf Dauer ist so ein 14-Stunden-Arbeitstag zu viel für den Körper. Ich hoffe nun, dass sich das alles durch den Master ändert.
Inzwischen bestimmt 35 Stück. Das finde ich schon wahnsinnig viel.
Diese Frage stelle ich mir auch immer noch. Ich habe eine sehr gute Qualifikation, daran liegt es nicht. Es ist ja auch nicht so, dass ich nicht arbeiten wollen würde, ich bekomme nur keine vernünftigen Jobs momentan.
Meine Bearbeiterin beim Arbeitsamt meinte, dass der Arbeitsmarkt für Ökotrophologen wohl sehr schwierig ist. Im Studium haben wir genau das Gegenteil gesagt bekommen, nämlich, dass 90 Prozent der Studienabgänger sofort einen Job bekommen. Ich weiß nicht, ob das stimmt, was die im Studium gesagt haben, oder das, was die Frau auf dem Arbeitsamt gesagt hat.
Ein Freund, der zurück zu seinen Eltern aufs Land gezogen ist, hat ziemlich schnell einen guten Job bekommen. Mein bester Freund hat gleich nach dem Bachelor seinen Master gemacht und ist damit fast fertig.
Ich hätte natürlich auch einfach ein anderes Fach studieren können. Aber ich studiere ja nicht, um damit reich zu werden, ich habe mein Studienfach aus persönlichem Interesse und aufgrund meiner Fähigkeiten ausgewählt. Mich interessiert das Thema Ernährung und die betriebs- und volkswirtschaftlichen Zusammenhänge. In meinem Fach muss man sich spezialisieren und diese Spezialisierung herauszufinden ist sehr schwierig.
Man ist kein reiner BWLer und auch kein reiner Ernährungswissenschaftler. Spezialisten wird da der Vorrang gegeben.