Arne (Name von der Redaktion geändert) ist 27 Jahre alt, verheiratet und macht eine Ausbildung zum Winzer. Im dritten Ausbildungsjahr bekommt er dafür 630 Euro brutto (490 Euro netto). Seine Frau studiert mit einem Stipendium und hat einen Nebenjob.
Zusammen hat das Paar ca. 1800 Euro netto monatlich zur Verfügung. Davon zahlen sie:
Dem Paar bleiben damit rund 450 Euro monatlich zum Leben.
Ich habe gemerkt, dass mich der Beruf sehr interessiert und dachte mir: 'Besser jetzt wechseln, als später'. Die Arbeit mit Kindern hat mir viel Spaß gemacht, deshalb war das ein langer Prozess. Je länger ich in der Schule war, umso mehr habe ich für mich festgestellt, dass ich nicht in diesen Strukturen arbeiten möchte. Es gibt viele Vorgaben und du musst innerhalb des Kollegiums funktionieren. An der Schule gibt es für alles klare Regeln.
Als Winzer braucht man viele unterschiedliche Fähigkeiten. Ich bin viel draußen und muss mit den Händen arbeiten. Aber ich muss auch mit dem Kopf arbeiten. Wenn ich mir zum Beispiel Sachen wie Werbung ausdenken muss. Außerdem schaffe ich am Ende ein Produkt.
Irgendwie kommen wir gut über die Runden. Das liegt aber daran, dass meine Frau Stipendiatin ist. Nur mit dem Ausbildungsgehalt würde es nicht funktionieren. Das empfinde ich als problematisch.
Das ist immer gegen Ende des Monats.
Wir würden gerne bei der Ernährung mehr darauf achten, wo
wir einkaufen. Da sind wir schon stark eingeschränkt und können uns nur sehr
begrenzt die Produkte aussuchen oder höherwertige Lebensmittel kaufen.
Wir
müssen dann doch immer im Discounter einkaufen, weil es sonst schwierig wird. Die
andere Sache ist: Wenn wir dann mal sagen, dass wir essen gehen wollen
oder in den Urlaub fahren wollen, dann müssen wir sehr lange dafür sparen.
Es sind vor allem die unvorhergesehenen Ausgaben, die Probleme bereiten. Kürzlich musste mein Fahrrad repariert werden, das kostete 250 Euro. Das wirft dann die ganze Planung über den Haufen und wird zum Problem.
Ich glaube, dass das ein Teil des Gesamtproblems der
gesamten Winzerbranche ist. Sehr viele Winzer sind kleine selbstständige bis
mittelständige Betriebe. Es gibt natürlich viele, die versuchen durch Qualität
einen höheren Preis zu erzielen.
Aber es gibt eben auch viele, die einen
Preiskampf führen wollen oder müssen, weil sie auch gegen Großunternehmen
antreten. Da kommt es sehr darauf an, die Sachen günstig zu produzieren.
Hier muss ein Umdenken stattfinden. Oft hört man dieses 'Ja,
das war halt schon immer so und da musste jeder durch.' Dieses Denken
funktioniert, solange es die eigenen Kinder sind, die den Betrieb später mal
übernehmen können.
Aber ab dem Zeitpunkt, in dem vermehrt Menschen den Beruf
ausüben, die kein eigenes Weingut zu Hause haben funktioniert das nicht mehr.
Im Moment haben wir fast genauso viele Quereinsteiger, wie Menschen, deren Eltern einen Betrieb haben. Wenn du von einem Weingut kommst, dann kannst du da auch während deiner Ausbildung wohnen und das ist fein. Für die Quereinsteiger funktioniert das aber nicht.
Das ist etwas, womit ein paar Betriebe einfach mal anfangen müssten. Also sich nicht an diesen Mindestsatz für die Ausbildung zu halten, sondern sich konkret zu überlegen: 'Was ist mir ein Azubi wert?'. Und das dann auch entsprechend zu zahlen. Ein Problem ist, dass es keine Vertretung für die Azubis gibt und jeder in seinen einzelnen Betrieben ist.
Natürlich könnte ein gesetzlicher Rahmen geschaffen werden, der einen höheren Lohn für Azubis festlegt. Für die kleineren Betriebe könnte das aber wieder problematisch werden, weil sie sich die Azubis dann nicht mehr leisten könnten.
Meine Meinung hat sich geändert. Früher habe ich immer gesagt, dass es das nicht braucht. Da war ich aber selbst auch noch nicht in der Situation, die Erfahrung gemacht zu haben, dass es mit Grundeinkommen sehr viel einfacher wäre. Zudem hatte mich auch noch nicht intensiv damit auseinandergesetzt.
Ob das nun das Studienfach ist und die Möglichkeit, das studieren zu können, was man möchte, oder, dass jeder die Ausbildung machen kann, die er machen möchte. Das geht ja so weit, dass es auch bei einer Existenzgründung total hilfreich wäre. Wenn man wüsste, dass alle wichtigen Kosten gedeckt sind, ist ja auch der Schritt, sich in der Selbstständigkeit zu versuchen, viel einfacher.