Seit Tagen demonstrieren Schüler und Studierende in Bangladesch. Vordergründig geht es um Verkehrstote. In die Proteste mischt sich aber auch Kritik am autoritären Regime von Regierungschefin Sheikh Hasina. Nachdem die Polizei am Wochenende brutal gegen die Demonstranten vorging, versucht die Regierung die angespannte Lage am Montag mit einem radikalen Vorstoß zu entschärfen: Sie will für besonders schwere Verkehrsdelikte nun die Todesstrafe einführen.
In der Hauptstadt Dhaka und anderen Städten gehen seit neun Tagen zehntausende Schüler und Studenten gegen die vielen Verkehrstoten in Bangladesch auf die Straße. Auslöser der Proteste war der Tod von zwei Studierenden, die am 29. Juli von einem rasenden Bus überfahren worden waren.
Studenten- und Schülerproteste werden gewaltsam zerschlagen.
— Kyong Su Jaenicke (@KyongSuJaenicke) 6. August 2018
“Bangladesh wants Justice” by A student of Dhaka https://t.co/frbEd8nPYe
Nachdem ein Motorradfahrer am Freitag bei einem Zusammenstoß mit einem Bus starb, steckte ein wütender Mob den Bus in Brand. Daraufhin stellten die Busgesellschaften in Teilen der Stadt den Betrieb ein. Auch Fernbusse fuhren nicht.
Die Politik reagierte autoritär. Außenminister Asaduzzaman Khan erklärte:
Zunächst war die Polizei am Wochenende mit Tränengas und Gummigeschossen gegen die Demonstranten vorgegangen. Allein am Samstag wurden mehr als hundert Menschen verletzt. Regierungschefin Sheikh Hasina forderte die Demonstranten vergeblich auf, nach Hause zu gehen.
Am Sonntag griffen Schlägertrupps, bei denen es sich offenbar um Anhänger der Regierung handelte, Demonstranten, Journalisten und sogar das Auto der US-Botschafterin Marcia Bernicat an. Unter den dutzenden Verletzten waren auch mehrere Fotografen.
Bei den Polizeiaktionen soll es auch gezielt zu Übergriffen und Vergewaltigungen von Studentinnen durch Sicherheitskräfte gekommen sein.
Look how male students save their female https://t.co/ItcE2x2Txf #Bangladesh students protest for safety road.But local government against with students they attack teenagers and use his political power. #wewantjusitce let the world know what's goin on Bangladesh.#BBC #CNN pic.twitter.com/Mby5fsuAZg
— Thanvir Khukon (@KhukonThanvir) 6. August 2018
Die 18-Millionen-Einwohner-Stadt Dhaka ist für verstopfte Straßen und unendlich lange Staus bekannt. Wegen weit verbreiteter Korruption finden sich in ganz Bangladesch viele unregistrierte Autos und Fahrer ohne Führerschein auf den Straßen. Einer Studie zufolge sterben in dem südasiatischen Land rund 12.000 Menschen pro Jahr bei Verkehrsunfällen. Dazu tragen neben gefährlicher Fahrweise auch der schlechte Zustand von Fahrzeugen und die laxe Durchsetzung von Verkehrsregeln bei.
This is @EastWestUniversity now. Police fired teargas into the university because the students were into the #SafeRoadsForAll protest in #Bangladesh. What's wrong with Awamilig. We the students need help of the world. #WeWantJustice #BBC #CNN #AlJazeera #Dhaka
— Fahmid Moontasir Rafin (@RafinFahmid) 6. August 2018
Please save us 😥 pic.twitter.com/7vrwyzphpx
Aber die Verkehrssituation ist nur der Auslöser, nicht Ursache des Protests. Seit Februar demonstrieren Studierende gegen Regierungschefin Sheikh Hasina. Vor allem fordern sie, den Zugang in den öffentlichen Dienst zu vereinfachen. Diese werden nach einem Quoten-System vergeben. Ein Drittel der jährlich bis zu 3.000 Jobs im Staatsdienst sind für Nachkommen der ehemaligen Freiheitskämpfer reserviert. Die Studierenden des Landes fordern den freien Zugang für alle.
(dpa, afp)