Der mutmaßliche Mörder der 14-jährigen Susanna ist nach Deutschland überstellt worden. Ein Airbus der Lufthansa brachte Ali B. am Abend aus dem irakischen Erbil nach Frankfurt. Begleitet wurde der dringend tatverdächtige 20-jährige vom Chef der Bundespolizei, Dieter Romann, sowie Beamten einer Spezialeinheit.
Die erste Vernehmung sei noch für die Nacht geplant, am Sonntag werde er dann dem Haftrichter vorgeführt, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Samstag. Dann werde ihm der Haftbefehl eröffnet. Zuständig für die Vernehmung ist demnach das Polizeipräsidium Westhessen mit Sitz in Wiesbaden.
Der Tatverdächtige hatte sich in den Nordirak abgesetzt und war dort in der Nacht zum Freitag von kurdischen Sicherheitskräften festgenommen worden.
Der Mord habe sie tief erschüttert, sagte die Kanzlerin am Samstag am Rande des G7-Gipfels in Kanada. Es sei gut, dass der mutmaßliche Täter gefasst worden sei und wahrscheinlich nach Deutschland zurückkehre. Das abscheuliche Verbrechen sei ein Auftrag, Integration sehr ernst zu nehmen, Werte klar zu machen und sich gemeinsam an Gesetze zu halten.
Nach Angaben der nordirakischen Polizei soll Ali B. die Tötung und Vergewaltigung der 14-jährigen gestanden haben. "Das Mädchen war eine Freundin von ihm", sagte der Polizei-Chef der nordirakischen Stadt Dohuk, Tarek Ahmed, Reuters TV am Samstag. "Sie haben einen Ausflug in den Wald gemacht und dort viel Alkohol getrunken und Drogen genommen." Dann sei es nach den Worten von Ali B. zum Streit gekommen. Susanna habe versucht, die Polizei zu rufen. "Der Verdächtige bekam es mit der Angst zu tun, weil sie unter 18 ist und er wusste, dass es eine schwerwiegende Anklage geben würde, wenn die Polizei käme", sagte Ahmed. "Er versuchte, sie zu überzeugen, nicht die Polizei zu rufen. Aber sie beharrte darauf, daher erwürgte er sie und begrub sie im Dreck."
Der 20 Jahre alte B. hatte 2015 in Deutschland Asyl beantragt, er hatte angegeben von der kurdischen PKK bedroht zu werden. Sein Asylantrag war abgelehnt worden. Weil er dagegen Klage eingereicht hatte, konnte er zunächst in Deutschland bleiben.
Der Fall ist längst ein Politikum. In der CDU/CSU-Bundestagsfraktion wird derweil der Ruf nach einer Verkürzung der Asylklageverfahren laut. Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Mathias Middelberg (CDU) sagte der "Rheinischen Post": "Es darf nicht sein, dass ein abgelehnter Asylbewerber sein Aufenthaltsrecht allein durch eine Klage um deutlich mehr als ein Jahr verlängern kann." Die Verwaltungsgerichte müssten mehr Personal bekommen. Außerdem sei zu überlegen, "wo wir das Asylprozessrecht verändern müssen".
Asylrechtsexperten warnten hingegen, der Rechtsstaat gelte auch für Flüchtlinge.
Der Fall löste auch eine heftige politische Debatte aus. Nach Auffassung der Leiterin des Forschungszentrums Globaler Islam an der Frankfurter Goethe-Universität, Susanne Schröter, sollte sich die deutsche Gesellschaft Konzepte für den Umgang mit patriarchalisch geprägten und aggressiven Männern überlegen. "Das ist jetzt kein Einzelfall mehr", sagte die Ethnologin der Nachrichtenagentur dpa.
Die Flüchtlingsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU) forderte im Deutschlandfunk eine Aufklärung der Tat. Zugleich warnte sie davor, Hass gegen bestimmte Gruppen der Bevölkerung zu schüren.
Im Islam gebe es – wie auch in anderen Religionen –patriarchalisch geprägte Normen, die Gewalt und sexuelle Übergriffe legitimierten, sagte die Forscherin. Zugleich schränkte sie ein: Es gebe aber in Deutschland auch sehr, sehr viele muslimisch geprägte junge Männer, die Frauen und Werte achteten und selbst gegen patriarchalische Strukturen ankämpften.
Rechtspopulisten wie die AfD versuchen den Fall Susanna politisch zu instrumentalisieren. So sind in Mainz und Wiesbaden Demonstrationen geplant.
Schon zuvor hatte die AfD den gewaltsamen Tod einer 15-jährigen Schülerin im rheinland-pfälzischen Kandel nahe Karlsruhe zu politischen Aufzügen missbraucht. Sie war durch ihren Ex-Freund, ein Flüchtling aus Afghanistan, erstochen worden.
In Kandel gab es eindrucksvolle Gegendemonstrationen. Auch in Wiesbaden und Mainz sind Gegenkundgebungen geplant.
(per/fh/dpa/rtr/tol)