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Tschernobyl: Auch 30 Jahre nach dem GAU setzt Europa auf Atomstrom. Überblick

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Bild: dps/imago montage
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Trotz Tschernobyl – so strahlt die Atomkraft in Europa weiter. Ein Ländercheck

27.04.2018, 09:5228.06.2018, 14:19
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Zunächst war es nur eine kleine Meldung in der Tagesschau. Von einer radioaktiven Wolke in Europa war die Rede, die Forscher in Finnland und Schweden feststellten. Kurz darauf räumten die Behörden der damaligen Sowjetunion ein: Im Atomkraftwerk im ukrainischen Tschernobyl kam es am 26. April 1986 zu einem Reaktorunfall.

32 Jahre später strahlt die Atomkraft in Europa weiter.

Gern werden die Reaktoren nahe der Grenze gebaut, wie die belgischen Meiler Doel und Tihange nahe Aachen und Köln oder den französischen AKW Cattenom und Fessenheim an der Grenze zu Deutschland. Ein merkwürdiges Verständnis von grenzüberschreitender Zusammenarbeit in Europa. 

So nah sind die AKW's an uns dran

Der SPD-Europaabgeordnete Jo Leinen erklärte: 

"Für die europäische Bevölkerung ist es nicht hinnehmbar, dass störanfällige Meiler wie im belgischen Tihange und Doel weiterhin am Netz bleiben. Die Katastrophe im ukrainischen Atommeiler vor 32 Jahren wirkt immer noch wie eine Mahnung an uns alle: Die Atomkraft ist nicht beherrschbar und ein stetiges Sicherheitsrisiko."

Die Grünen-Europaparlamentarierin Rebecca Harms forderte die Europäische Union auf, die Atomkonzerne strenger zu kontrollieren. 

"Ein Teil der EU-Mitgliedsstaaten hat nie Atomkraft genutzt. Ein anderer Teil hat den Ausstieg beschlossen. Mit einer Initiative zur Änderung des Euratom.Vertrages wollen wir dafür sorgen, dass die Atomindustrie endlich den Regeln des Binnenmarktes unterworfen wird und Sicherheitsinteressen in den Mittelpunkt rücken."

Die EU-Kommission hat zwar Europas Atommeiler einem Stresstest unterworfen. Passiert ist bei Pannenmeilern wie den belgischen AKW Doeal oder Tihange, nahe Aachen und Köln wenig. Belgiens Regierung gab für den Fall einer Panne schon mal vorsorglich Jod-Tabletten an die heimische Bevölkerung aus. 

Haben wir heute mehr Atomkompetenz? Hoffentlich...

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Deutschland will bis 2022 aus dem Atomstrom aussteigen. Aber die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnte: 

"Noch sind acht Atomkraftwerke in Betrieb, täglich wird in Deutschland weiter hochradioaktiver Atommüll produziert, obwohl weit und breit kein sicheres Endlager in Sicht ist. Selbst abgeschaltete Reaktoren stellen ein Risiko dar."

Watson macht den Atomstrom-Überblick für die Länder in Deutschlands europäischer Nachbarschaft. Die Daten stammen aus aktuellen Erhebungen der International Atomic Energy Agency, sowie der World Nuclear Organisation.

Diese Länder sind atomstromfrei:

Österreich: Das Musterland

  • Anzahl AKW: 1 (nie im Betrieb)
  • Anteil Atomstrom: 0%
  • Ausstieg: 1978 (nach einem Volksentscheid)

Dänemark: Alles auf Wind

  • Anzahl AKW: 0
  • Anteil Atomstrom: 10% (Import)
  • Ausstieg: bis zum Jahr 2020 soll 50 Prozent der Energie aus Windkraft kommen
Diese Länder steigen aus

Deutschland: Raus bis 2022

  • Anzahl der noch laufenden AKW: 8 
  • Anteil Atomstrom: 13%
  • Einstieg: 1961
  • Endlagerstandort für Atommüll: weiter offen!

Belgien: Trotz Pannen weiter bis 2025

  • Anzahl AKW: 2 
  • Anteil Atomstrom: 52% 
  • Einstieg: 1975
  • Problemmeiler: 2 (Doel und Tihange)

Niederlande: Weiter bis 2033

  • Anzahl AKW: 2 (davon 1 bereits 1997 runtergefahren)
  • Anteil Atomstrom: 4%
  • Einstieg: 1965

Schweiz: Weiter bis 2034

  • Anzahl AKW: 4 
  • Anteil Atomstrom: 30%
  • Einstieg: 1969

Schweden bis 2045

  • Anzahl AKWs: 3
  • Anteil Atomstom: 40%
  • Einstieg: 1981
  • Reaktorblöcke, die abgeschaltet werden: Alle 8 (Oskarshamn, Ringhals, Forsmark bis 2045)

Das Atomkraftwerks-Quartett

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Das Atomkraftwerks-Quartett
quelle: dpa montage
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Slowenien bis 2043

  • Anzahl AKWs: 1
  • Anteil Atomstrom: 39%
  • Einstieg: 1981
  • Reaktorblöcke, die abgeschaltet werden: 1 (Krsko 2043)
Diese Länder halten am Atomstrom fest.

Frankreich: KKE - Kernkrafteuropameister

  • Anzahl AKW: 19
  • Anteil Atomstrom: 77%
  • Einstieg: 1956
  • Ausstieg: bis 2026 sollen 16 AKW stillgelegt werden (darunter 2019 der Meiler Fessenheim an der Grenze zu Baden-Württemberg)
  • Reaktorblöcke im Bau: 1 Reaktor in Flamanville (seit 2007)
  • Problemmeiler: mindestens 3 (Fessenheim, Tricastin, Flamanville)

Dabei sagte Macron am Mittwoch noch, es gäbe keinen "Planeten B"

Ungarn: Ausbau mit russischer Hilfe

  • Anzahl AKWs: 1
  • Anteil Atomstrom: 50%
  • Einstieg: 1982
  • Reaktorblöcke, die abgeschaltet werden: 4 (Paks bis 2037)
  • Reaktorblöcke in Planung: 2 (Paks 2025/26)

Finnland: Unbeirrt weiter

  • Anzahl AKWs: 2
  • Anteil Atomstrom: 34%
  • Einstieg: 1977
  • Reaktorblöcke, die abgeschaltet werden: 4 (Loviisa, Olkiluoto bis 2038)
  • Reaktorblöcke in Planung: 2 (Olkiluoto 2019, Hanhikivi 2024)

Großbritannien: Ausbau als "Beitrag" zum Klimaschutz

  • Anzahl AKW: 8
  • Anteil Atomstrom: 18%
  • Einstieg: 1956
  • Reaktorblöcke in Planung: 1 Hinkley Point C (Begründung: CO2-Ausstieg senken)

Tschechien - sehr zum Ärger der österreichischen Nachbarn

  • Anzahl AKWs: 2 (darunter Temelin nahe Wien)
  • Anteil Atomstrom: 33% 
  • Einstieg: 1985
  • Reaktorblöcke die abgeschaltet werden: 2 (Temelin bis 2022)
  • Reaktorblöcke in Planung:  2 (Temelin 2035, Dukovany 2040)

Slowakei

  • Anzahl AKW: 2
  • Anteil Atomstrom: 54%
  • Einstieg: 1984
  • Reaktorblöcke, die abgeschaltet werden: 2 (Bohunice bis 2025)
  • Reaktorblöcke in Planung: 2 (Mochovce 2018/19)
Und dieses Land will erst noch in die Atomkraft einsteigen
Bild
Bild: epa pap

Polen

  • Anzahl AKWs: 0
  • Energieversorgung: 0%
  • Reaktorblöcke, die abgeschaltet werden: 0
  • Reaktorblöcke in Planung: 6 (Standort unbekannt, 2029-2035)