Libanesen dürfen erstmals seit 9 Jahren wieder ein Parlament wählen
06.05.2018, 08:5106.05.2018, 09:07
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Im Libanon haben am Sonntag die
Wahllokale zur ersten Parlamentswahl seit neun Jahren geöffnet. Fernsehbilder zeigten teils lange Schlangen vor den Wahlräumen,
die bis zum Abend (18.00 MESZ) geöffnet sind. Beobachter
erwarten, das die Wahl in dem Nachbarland des vom Bürgerkrieg
zerrissenen Syrien zu keinen größeren politischen Veränderungen
führen wird. Allerdings könnten die zügige Bildung einer neuen
Regierung und anschließende Reformen für neue Investitionen im
Land sorgen und damit die Wirtschaft zumindest stabilisieren.
Der Libanon gilt wegen seiner Mischung von Volksgruppen und
Religionen, der Einflussnahme ausländischer Staaten und der
großen Zahl von Flüchtlingen im Land als instabil.
Die obersten
Ämter sind an bestimmte Religionszugehörigkeiten gebunden:
der Präsident muss maronitischer Christ sein
der Ministerpräsident ein Sunnit
der Parlamentspräsident ein Schiit
Saad al-HaririBild: X01161
Die 128 Sitze
im Parlament sind ebenfalls auf die religiösen Gemeinschaften
aufgeteilt. Zu den wichtigsten Kräften gehört die
Zukunftsbewegung von Ministerpräsident Saad al-Hariri. Sie hat
derzeit die meisten Mandate im Parlament. Einflussreich ist
zudem die schiitische Hisbollah, die etwa von den USA als
terroristische Vereinigung eingestuft wird und erstmals in den
90er Jahren ins Parlament einzog. Bei der Abstimmung am Sonntag
setzen insbesondere unabhängige Kräfte auf einen Einzug ins
Parlament. Ob sie Erfolg haben werden, ist aber offen.
Hisbollah-AnhängerBild: dpa
Die Wirtschaft des Landes ist angeschlagen. Viele Menschen haben keine Arbeit. Der Deutschlandfunk beschreibt ein weiteres weiteres Problem: Die schwache Infrastruktur, die noch zusätzlich belastet wird durch die mehr als eine Million syrischer Flüchtlinge. Das Stromnetz bricht ständig zusammen, Schlaglöcher säumen die Straßen, Abfall verschmutzt Flüsse und das Mittelmeer.
Für frischen Wind in den eingefahrenen politischen
Strukturen soll ein neues proportionales Wahlrecht sorgen.
Proportionales Wahlrecht bedeutet:
Die Anzahl der Parlamentssitze einer Partei ist proportional zum Anteil ihrer Stimmen an der Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen. Wie viele Stimmen in welchem Wahlkreis erzielt wurden, spielt keine Rolle.
Zudem müssen die Bürger
ihre Stimme in dem Bezirk abgeben, aus dem ihre Vorfahren
kommen. Das führt dazu, dass sich viele Wähler aus der
Hauptstadt Beirut auf den Weg in abgelegene Orte machen mussten.
Eine Ergebnis-Prognose ist daher schwierig. Darüber hinaus
verbietet das neue Wahlrecht die Erhebung von Prognosen zum
möglichen Wahlausgang. Erste, inoffizielle Ergebnisse werden
noch in der Nacht erwartet, offizielle Zahlen in den kommenden
Tagen.
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