Kanzlerin Angela Merkel und Präsident Wladimir Putin treffen sich am Schwarzen Meer. Es ist das erste Treffen in diesem Jahr. Einen ganz anderen Gast hat der Kremlchef in Sotschi schon zuvor überraschend empfangen: Syriens Staatschef Baschar al-Assad. Will Putin Europa damit provozieren?
6 Fragen zum Treffen.
Während des eintägigen Arbeitsbesuchs soll es um folgende Themen gehen:
Russland und Deutschland sind sich einig: Das Abkommen mit Teheran soll möglichst erhalten bleiben. US-Präsident Donald Trump hat die Vereinbarung gekündigt, die den Iran an der Entwicklung von Atomwaffen hindern soll.
Die deutsche Wirtschaft erhofft sich Schützenhilfe der Kanzlerin. Den Unternehmen drohen Strafen der USA, wenn sie sich nicht an die Sanktionen gegen Russland halten. Zugleich droht Moskau den Firmen in Russland, die die US-Sanktionen einhalten.
Politiker hoffen vor allem darauf, dass Merkel hart durchgreift hinsichtlich der Rettung des Atomabkommens mit dem Iran.
Der Grünen-Außenexperte Jürgen Trittin erwartet von dem Treffen deutliche Fortschritte zur Rettung des Atomdeals mit Teheran. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte Trittin:
Der Vorsitzende des Deutsch-Russischen Forums, Matthias Platzeck (SPD), sieht in dem Treffen eine "große Chance". Merkel habe im Wahlkampf gesagt, dass man kein Problem ohne die Russen lösen könne, auch nicht die Iran-Frage. Den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagte Platzeck:
Nach Einschätzung des CDU-Außenpolitikers Norbert Röttgen sieht sich Putin als Gewinner des Streits um das Atomabkommen mit dem Iran. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses sagte im Bundestag:
Die dadurch ausgelöste Instabilität führe dazu, dass sich Putin "in einem zynisch-machtpolitischen Sinne" zunächst einmal als Profiteur der neuen Situation sehe.
Das deutsch-russische Verhältnis ist gespannt, seit Russland sich 2014 die ukrainische Halbinsel Krim einverleibt hat und Separatisten in der Ostukraine unterstützt. Eine Friedensregelung für den Osten der Ukraine stockt. Ein Ziel von Merkels Arbeitsbesuch ist, die Erfüllung dieser so genannten Minsker Vereinbarungen wieder in Gang zu bringen.
Merkels Besuch wurde durch Reisen von Außenminister Heiko Maas (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nach Moskau in den vergangenen zehn Tagen vorbereitet. Altmaier versuchte von Russland Garantien zu bekommen, dass russisches Erdgas neben der neuen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 auch weiter durch die Ukraine transportiert wird. Die Ukraine fürchtet, dass sie als Transitland wegfällt. Auch die östlichen EU-Mitglieder kritisieren das Vorhaben. Die EU befürchtet eine zu große Abhängigkeit von russischem Gas.
Merkel hatte Russland zuletzt 2017 besucht, auch dieses Treffen hatte in Putins Residenz in Sotschi stattgefunden.
Einen Tag vor dem Treffen mit Merkel empfing Putin unangekündigt den syrischen Staatschef Baschar al-Assad. Dabei nannte Putin die jüngsten Rückeroberungen von Rebellengebieten durch Assads Armee Erfolge im Kampf gegen den Terrorismus. Nach Angaben des Kremls sagte Putin:
Dies eröffne neue Chancen für eine politische Beendigung des Krieges. Ausländische Truppen sollten Syrien verlassen, forderte er.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) geht dagegen nicht davon aus, dass Assad noch lange in Syrien an der Macht sein wird. Sie sagte in Hannover:
Sie glaube auch nicht, dass Russland ihn auf Dauer stützen werde.
Seit 2011 sind nach UN-Angaben in dem Bürgerkrieg hunderttausende Menschen getötet worden, Millionen sind im In- und Ausland auf der Flucht. Russland ist neben dem Iran die militärische Schutzmacht Assads und hat durch das Eingreifen vor zweieinhalb Jahren seinen Sturz verhindert. Der international isolierte Staatschef hat schon mehrfach unangekündigt Russland besucht. Putin war im Herbst 2017 einmal in Syrien.
Nach Angaben des Kremls sprach sich Assad dafür aus, einen Verfassungskonvent einzusetzen, um Änderungen an der syrischen Verfassung auszuarbeiten. Russland hatte Ende im Januar einen Syrien-Kongress in Sotschi abgehalten und dort den Vorschlag einer Verfassungsänderung gemacht.
(sg/dpa)