Vor mehr als vier Jahren verschwand eine Boeing der Malaysia Airlines mit 239 Menschen an Bord von den Radaren der Flugkontrolle – und tauchte bisher nicht wieder auf. Die Boeing 777 war im März 2014 auf dem Flug von Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur nach Peking.
Die letzten Worte aus dem Cockpit, um 1.21 Uhr, waren: "Good night, Malaysian Three Seven Zero." ("Gute Nacht, Malaysian Drei Sieben Null.") Sieben Stunden lang empfing dann ein Satellit noch sogenannte Ping-Signale. Etwa solange dauert es, bis der Tank einer solchen Maschine leer ist.
Es folgte die mit rund 150 Millionen Euro bisher teuerste Suchaktion in der Geschichte der Luftfahrt. Gefunden wurden bisher aber nur einzelne Teile der Passagiermaschine, das Hauptwrack bleibt bis heute verschwunden. Die Suche nach MH370 wurde 2017 offiziell eingestellt.
Auch über die Ursache des vermuteten Absturzes gibt es teilweise wilde Theorien, die alle die offizielle und durch Satellitendaten bestätigte Version, das Flugzeug könne aus Treibstoffmangel nur über dem Indischen Ozean abgestürzt sein, anzweifeln.
Nun behauptet der kanadische Experte Larry Vance, das Mysterium gelöst zu haben. Der erfahrene Absturzermittler ist überzeugt davon, dass der Pilot der Malaysia Airlines das Flugzeug mit Absicht ins Meer steuerte. Demnach wäre dies ein Suizid, bei dem der Pilot 238 Menschen mit in den Tod riss – oder auch 238-facher Mord.
Der 69-jährige Vance vertritt seine Meinung in einem Buch, das an diesem Mittwoch in den USA erscheint: "MH370 – Mystery Solved" ("MH370 – Rätsel gelöst"). Die These vom Suizid des Piloten gehört seit dem Verschwinden der Maschine kurz nach dem Start in Kuala Lumpur zu den beliebtesten Theorien. Auch Vance ist schon länger Anhänger davon. Vom Zustand von Wrackteilen der Boeing 777, die nach und nach aus dem Indischen Ozean gefischt wurden, sieht er sich nun bestätigt.
Die Teile – darunter eine fast 2,50 Meter lange Flügelklappe – sind verhältnismäßig gut erhalten. Vance schließt deshalb aus, dass die Maschine ungesteuert mit großem Tempo ins Meer stürzte – dann wäre sie in Millionen Teile zersplittert. Er kommt zu dem Schluss, dass der Pilot die Boeing einigermaßen kontrolliert, fast wie bei einer normalen Landung, aufs Wasser setzte und untergehen ließ.
Wenn dem so wäre, läge die Boeing vermutlich noch relativ vollständig irgendwo auf dem Meeresboden. Trotz intensiver Suche fehlt vom Rumpf aber bislang jedoch jede Spur.
Vance, ein erfahrener Ermittler, präsentierte seine Theorie bereits im australischen Fernsehen – ohne allerdings alle zu überzeugen. Fachleute werfen ihm vor, nur aus der Ferne zu ermitteln und sich die Fakten herauszupicken, die zu seiner Theorie passen.
Vance äußert sich auch nicht dazu, warum der Pilot Suizid begangen haben soll – und wenn ja, warum er zuvor noch sieben Stunden übers Meer flog. Der Kanadier meint, für die Klärung des Motivs seien andere zuständig. Unklar ist auch, warum der Rest der Besatzung und die Passagiere stundenlang still geblieben sein sollen. Vance vermutet, dass sie bald nach dem Start starben, weil ihnen der Pilot den Sauerstoff abschnitt. Das Cockpit wird gesondert versorgt.
Gegen die Theorie spricht, dass die Lebensumstände des Piloten Zaharie Ahmad Shah (53) und seines Copiloten Fariq Abdul Hamid (27) genau untersucht wurden. Demnach gibt es weder Hinweise auf Suizid-Gefährdung noch einen Abschiedsbrief.
(mit dpa)
Dieser Artikel erschien zuerst auf t-online.de