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Macron reist ab, Merkel kommt. Donald Trumps Außenpolitik in 4 Bildern.

Auf Nahdistanz: Angela Merkel und Donald Trump
Auf Nahdistanz: Angela Merkel und Donald TrumpBild: dpa
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Drama, Baby, Drama – Trumps Außenpolitik in 4 Bildern und 1 Prognose

26.04.2018, 15:3126.04.2018, 15:34
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Macron – Drama, Baby, Drama!

President Donald Trump and French President Emmanuel Macron shake hands during a news conference in the East Room of the White House in Washington, Tuesday, April 24, 2018. (AP Photo/Andrew Harnik)
Bild: AP

Die Geste: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat es als Erster verstanden. Der Mann will Drama, gib ihm die Bühne. Und so lud Macron Donald Trump im vergangenen Jahr als Ehrengast zur Parade am französischen Nationalfeiertag in Paris ein. Den Militäraufzug am Triumphbogen gibt es zwar jedes Jahr. Aber Trump war begeistert. Er werde so was auch für ihn organisieren, versprach er zum Abschied. Mann war sich nah.

Die Beziehung: Nun, eine Parade gab's nicht. Ansonsten aber jede Menge Zinnober. Rede vor dem Kongress, Staatsdinner, Bäumchen pflanzen vor dem Weißen Haus. Die beiden sind sich nah. Selbst Schuppen durfte Trump von Macrons taubenblauem Anzug fechern.

Das Kalkül: Macron nutzt die Nähe zum politischen Deal. Schon bei den Luftangriffen auf Syrien will Frankreichs Staatschef Trump von noch Schlimmerem abgebracht haben. Beim Besuch nun ging es auch um den Iran. Der Atomdeal soll ergänzt werden. Aber Trump will das Abkommen im Mai nun doch nicht kündigen. Vielleicht...

Das Risiko: Die Best-Buddy-Nummer ist nicht einfach. Ziemlich beste Freunde klappt mit einem narzisstisch veranlagten Menschen wie Trump meist nicht auf Dauer. Man kennt das von der Schulbank.

Macron nutzte seine Rede vor dem Kongress, um Kritik an Trumps Politik zu üben. Er kritisierte Trumps

  • Alleingänge in der Außenpolitik
  • stille Duldung für illiberale Politiker
  • Abrücken vom Atomabkommen mit dem Iran.

Aber wehe, der Präsident hat das Gefühl, hintergangen werden. Dann schlägt die Freundschaft um in bittere Feindschaft. Noch aber herrscht Harmonie. Noch.

 Abe – Sie können jetzt loslassen!

Die Geste: Der Händedruck dauerte lange. Sehr lange. Experten haben nachgemessen. 30 Sekunden. Donald Trump zog Japans Ministerpräsident Shinzo Abe bei dessen Antrittsbesuch in Washington ganz eng an sich heran. Und schüttelte. Und schüttelte. Und schüttelte. Wie in einem Schraubstock klemmte Abes Hand fest. Man muss aber auch loslassen können.

Das Kalkül: Trump war neu im Amt. Die Welt fremdelte. Der Mann wollte zeigen, ich spiele jetzt mit auf der Weltbühne. Und man liebt mich. Und er wusste ohnehin: mit Blick auf den übermächtigen Rivalen China braucht Japan die USA als Sicherheitsgarant. Kein Entrinnen also für Abe.

Das Risiko: Kam nicht so gut. In Japan wird die Hand zur Begrüßung nur ganz kurz und höflich gereicht. Das Desaster war perfekt. Shinzo Abe wirkte wie Trumps Spielzeug. Blöd gelaufen.

Merkel – Mehr Distanz geht nicht

Angela Merkel und Donald Trump haben noch einen weiten Weg zu gehen.
Angela Merkel und Donald Trump haben noch einen weiten Weg zu gehen.Bild: dpa

Die Geste: Kanzlerin Angela Merkel war sehr bemüht, nicht in die Abe-Falle zu tappen. Nix mit öffentlichem Schütteln also. Die Botschaft war klar: Distanz wahren.

Das Kalkül: Angela Merkel hatte sich kritisch über Trumps Außenpolitik geäußert. Kritik aber verträgt so einer wie Trump nicht. Erst recht nicht von Frauen. 

Hatte nicht Hillary Clinton versucht, ihn vom Weißen Haus fernzuhalten? Nun konkurriert der US-Präsident mit Merkel um die Rolle des Leaders der freien Welt. Die Konkurrentin aus Berlin hatte die Eurokrise im Alleingang geregelt und im Ukraine-Konflikt mit Russlands Staatschef Wladimir Putin vermittelt. So viel Selbstständigkeit ist Trump suspekt. Der narzisstische weiße Mann kann nicht kollegial sein, erst recht nicht mit Frauen. Erst recht nicht mit erfolgreichen.

Merkel wählte deshalb einen anderen Weg. Im Vorfeld des G20-Gipfels traf Merkel Trumps Tochter Ivanka. Manchmal hilft ein kleiner Umweg.

Das Risiko: Auch mit Barack Obama hatte Merkel gefremdelt. Schließlich war sie es, die dem jungen Senator 2008 seinen Wahlkampfauftritt vor dem Brandenburger Tor vermieste. Ist dann ja noch geworden. 

Und mit Trump? Schwer zu kitten, das Ganze. Dabei gäbe es eine Menge zu regeln, ab Mai drohen Strafzölle auf Stahl und Aluminium. Merkel scheint auf das Argument zu setzen. Und auf Macron. Der hat das Ohr des Präsidenten.

Xi – gespielte private Nähe

Donald Trump mit Chinas Staatschef Xi Jinping in Mar-a-Lago.
Donald Trump mit Chinas Staatschef Xi Jinping in Mar-a-Lago.Bild: AP

Die Geste: Nur, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Der Klassenkämpfer ist hier im Bild rechts zu sehen; Xi Jinping, auch wenn Trump die Arbeiterfaust reckt. Den chinesischen Staatschef empfing Donald Trump in seiner privaten Sommerresidenz Mar-a-Lago in Florida. 

Das Kalkül: Private Nähe schafft Vertrautheit. Zu zweit werden wir die Sache schon regeln. Die Welt kennt das. Auch aus Deutschland. Kanzler Helmut Kohl lud seine Staatsgäste gerne zum Saumagen-Essen in seine pfälzische Heimat ein.

Das Risiko: Die private Nähe klappte schon bei Kohl nicht immer. Die britische Regierungschefin Margaret Thatcher schimpfte über das biedere pfälzische Essen. Auch Trump kam bei Xi nicht recht weiter. Auf die Nähe folgt nun Konfrontation: Strafzölle im Handelsstreit mit China.

Kim – eine Prognose

Es kann nur einen geben

Kim Jong Un und Donald Trump wollen noch dieses Jahr direkt zusammenkommen.
Kim Jong Un und Donald Trump wollen noch dieses Jahr direkt zusammenkommen.Bild: dpa (2)

Die Geste: Ein Treffen steht ja noch aus in diesem Jahr. Das  von Trump mit Nordkoreas Staats- und Parteichef Kim Jong Un. Ein Gipfel? Nicht für Trump. Für Kim schon eher. Er sieht sich auf gleicher Höhe mit den Großen der Welt.

Das Kalkül: Zu dir oder zu mir? Das kommt bei diesem Treffen nicht infrage. Geredet wird auf neutralem Boden, eventuell in der Schweiz. Kim kennt das Land, er war dort inkognito im Internat. Zudem liegt es ungefähr auf halber Strecke zwischen den beiden Ländern. Auch das ist wichtig. Schon im Mittelalter war entscheidend, wer sich zu wem bewegt. Wie war das bei der Sache mit Canossa (1076)? Der gefallene Kaiser Heinrich IV. musste sich auf den Weg nach Süden machen und schließlich barfuß im Schnee vor Papst Gregor VII. antreten. Schon damals zählten die Bilder. Und Symbole.

Das Risiko: Kim sucht Anerkennung, Trump will den Friedensstifter geben. Aber er ist ein Weltenlenker, also wird er Kim nicht von gleich zu gleich behandeln. Prognose: Kurzer Handschlag, sehr, sehr breiter Verhandlungstisch. Vertrag ja, aber ansonsten gilt. Auf Abstand bleiben!

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