Die Bayern-SPD landet einen Coup im Netz und bringt damit die CSU auf die Palme. Auf der Internetseite soeder-machts.de – angelehnt an den Wahlkampfspruch der CSU – halten die Sozialdemokraten dem bayerischen Ministerpräsidenten eine aus ihrer Sicht verfehlte Politik vor. t-online.de sprach mit dem Macher hinter dem Überraschungserfolg, dem Kampagnenchef der bayerischen SPD, Rainer Glaab, und fragte ihn:
Wie kamen Sie auf diese Idee, Herr Glaab?
Rainer Glaab: Die Idee kam uns kurz bevor die CSU ihre Wahlplakate
rausbringen wollte. Wir wussten, wie die zentralen Slogans lauten –
„Bayern macht’s“, „Söder macht’s“ – und dass sie Söder als Macher
präsentieren wollen. Wir haben dann geschaut, wie sie das im Netz machen
wollen, und mussten staunen: Die Seite soeder-machts.de ist noch frei.
Da haben Sie gedacht, damit können wir was machen.
Genau. Tags darauf haben wir für 12,80 Euro die Domain registriert. Und
da zeigen wir den Menschen jetzt, was der Söder sonst noch macht.
Wie hat dann die CSU reagiert?
Wenn man die Reaktionen so ansieht, dann hat die das natürlich total
geärgert. Mit Riesen-Aufwand haben die versucht, den Hashtag
#SoederMachts bei Twitter zurückzugewinnen. Die haben ein teilweise
absurdes Domaingrabbing veranstaltet, also alle möglichen Internetseiten
registriert, die nach unseren Slogans klangen. Dabei haben wir gar
keinen zentralen Slogan, auf dem unsere Kampagne fußt. Alles in allem
haben sie mit der Aktion vor allem uns gepusht. Das wird mal in die
Lehrbücher eingehen, als Beispiel wie man nicht reagieren sollte.
Die CSU nahm sogar einiges an Geld in die Hand, um Ihren Coup abzuschwächen.
Allerdings. Die haben massig Werbung bei Facebook und vor allem bei
Twitter geschaltet. Leute in Wolfsburg haben sich beschwert, dass sie
Wahlwerbung der CSU in ihre Timeline bekommen haben. Die Netzcommunity
hat sich darüber natürlich lustig gemacht. Wer kann es Ihnen verdenken.
Die Slogans auf soeder-machts.de klingen fast so, als hätten Sie sich vorbereitet.
Das sind ja alles Dinge, die seit Monaten bekannt sind. Und natürlich
erarbeiten wir auch Papiere, um unsere Wahlkämpfer auf ihre Aufgabe
vorzubereiten.
Aber die CSU spricht jetzt von „Fake News“ und einer Schmutzkampagne.
Da können wir nur den Kopf schütteln. Daran ist überhaupt nichts
schmutzig. Alles was da steht, sind belegbare Fakten. Söder hat im
Zusammenhang mit ertrinkenden Menschen von Asyl-Tourismus gesprochen. Es
gibt in Bayer zigtausend unbesetzte Stellen bei der Polizei, aber Söder
baut eine neue Grenzschutztruppe auf. Das ist alles valide. Und die
wütende Reaktion von Generalsekretär Blume zeigt doch nur, wie sauer er
ist.
Macht Ihnen dieser Coup Hoffnung für den Wahlkampf?
Wir hyperventilieren jetzt nicht. Uns ist klar, dass wir mit so einer
Aktion keine Wahl gewinnen werden, es ist nur ein kleiner Mosaikstein.
Aber es war ein Erfolg für uns. Allerdings bekommt man eine so große
Resonanz auch nur, wenn es eine breite Unzufriedenheit mit Söder gibt.
Dennoch: In den Umfragen sieht es nicht gut für Sie aus.
Es wird zu oft zu viel auf die Umfragen geschaut. Wir sehen auch,
dass sich sehr viele Menschen noch nicht entschieden haben. Fast zwei
Drittel sagen das, viele auch im konservativen Lager. Das gab es so in
Bayern noch nie. Die CSU hat einen ganz schweren Fehler gemacht, sich
den AfD-Anhängern anzubiedern. Sie hat damit viele ihrer
christlich-wertkonservativen Stammwähler vergrault. Es gibt also
Chancen. Ich glaube, die Wahl in Bayern war noch nie so offen.
Dieser Text erschien zuerst bei t-online.de