Hat Trump tatsächlich Grund zum Jubeln? – 9 Fragen und Antworten zum Mueller-Bericht
25.03.2019, 04:4925.03.2019, 04:52
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Fast zwei Jahre hat Robert Mueller in der Russland-Affäre um Donald
Trump ermittelt. Nun sind die Untersuchungen beendet – und der
US-Präsident jubiliert. Das hat ihm Mueller
selber allerdings nicht bescheinigt. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema:
Am Freitag legte FBI-Sonderermittler Robert Mueller seinen Bericht Justizminister William Barr vor.
Am Sonntag schickte Barr eine vierseitige Zusammenfassung der Ergebnisse an den US-Kongress.
Trump selber sieht darin "eine vollständige und totale Entlastung" seiner Person. Mueller schrieb laut Barr allerdings in einem Punkt ausdrücklich, der Bericht entlaste Trump nicht.
Der 74 Jahre alte Ex-FBI-Chef hat mutmaßlich russische Einflussnahme auf die Präsidentschaftswahl 2016 untersucht.
Beim Vorwurf der Geheimabsprachen entlastet Mueller Trump und sein
Umfeld tatsächlich. Barr zitiert aus dem Bericht, dass die
Untersuchungen nicht ergeben hätten, dass Angehörige von Trumps
Wahlkampfteam in die russische Einflussnahme auf die Wahl verwickelt
gewesen seien. Nicht so klar sind Muellers Ergebnisse zum zweiten
Punkt, ob Trump die Justiz behindert habe. Dort heißt es in dem
Bericht laut Barr: "Obwohl dieser Bericht nicht zu dem Schluss kommt,
dass der Präsident ein Verbrechen begangen hat, entlastet er ihn auch
nicht." Barr schrieb an den Kongress, Mueller habe stattdessen
Indizien aufgeschrieben, die jeweils dafür oder dagegen sprächen.
Wieso sieht sich Trump dann entlastet?
Barr argumentiert, nachdem Mueller keine rechtliche Schlussfolgerung
gezogen habe, sei es an ihm - Barr - gewesen, das zu tun. Er habe
sich beraten und sei gemeinsam mit seinem Stellvertreter Rod
Rosenstein zu dem Schluss gekommen, dass Muellers Untersuchungen
keine Beweise zutage gefördert hätten, die Trump eine Behinderung der
Justiz nachweisen würden. Damit ist nach Ansicht Trumps und Barrs
dieser Vorwurf ebenfalls vom Tisch.
US-Justizminister William BarrBild: imago
Wie reagierte Trump auf die Ergebnisse?
Trump äußerte sich zunächst auf Twitter. "Keine geheimen Absprachen,
keine Behinderung, vollständige und totale Entlastung", schrieb er am
Sonntag. Vor seinem Rückflug aus Palm Beach in Florida nach
Washington gab Trump ein kurzes Statement ab. "Es ist eine Schande,
dass unser Land das durchmachen musste", sagte er. "Es ist eine
Schande, dass Ihr Präsident das durchmachen musste." Er hatte die
Untersuchungen wiederholt als "Hexenjagd" bezeichnet.
Was bedeuten die Ergebnisse für Trump?
Trump sieht sich nun bestätigt. Er hat die Vorwürfe stets
zurückgewiesen und die Untersuchungen als eine Art Verschwörung gegen
sich und seine Präsidentschaft dargestellt. Am Sonntag nannte er die
nun abgeschlossenen Ermittlungen einen erfolglosen Versuch, ihn
illegal aus dem Amt zu drängen. Trump wird nun versuchen, den
Mueller-Bericht auch mit Blick auf die Präsidentschaftswahl 2020 zu
seinem politischen Vorteil zu nutzen. Denjenigen Demokraten, die auf
ein Amtsenthebungsverfahren aus Basis der Mueller-Ermittlungen
hofften, ist erst einmal der Wind aus den Segeln genommen.
Wie reagierten die Demokraten?
Die Demokraten im US-Kongress wollen nun Justizminister Barr
befragen. Das kündigte der Vorsitzende des Justizausschusses im
Repräsentantenhaus, Jerry Nadler, am Sonntag auf Twitter an. Es gebe
"sehr besorgniserregende Unstimmigkeiten", deswegen werde er Barr
auffordern, in "naher Zukunft" vor dem Ausschuss auszusagen. Nadler
verwies darauf, dass Mueller Trump nicht entlastet habe. Mueller habe
22 Monate zu der Frage ermittelt, Barr hingegen habe innerhalb von
zwei Tagen entschieden, dass man Trump keine Behinderung der Justiz
vorwerfen könne.
Wie ist Mueller vorgegangen?
Akribisch. Seine Arbeit hat zu mehr als 30 Anklagen geführt, darunter
gegen mehrere russische Geheimdienstoffiziere, die sich aber wohl nie
vor einem US-Gericht verantworten werden müssen. Muellers Team
erwirkte nach Barrs Angaben fast 500 Durchsuchungsbefehle, stellte 13
Anfragen an ausländische Regierungen und befragte rund 500 Zeugen,
darunter Trumps ehemalige Kommunikationschefin Hope Hicks. Den
Präsidenten befragte Mueller allerdings nicht persönlich. Trump
beantwortete die Fragen des Sonderermittlers schriftlich.
Sonderermittler Robert Mueller.Bild: reuters
Wurde Trumps Umfeld bei den Untersuchungen belastet?
Ja. Muellers Ermittlungen haben zu Anklagen gegen sechs Personen aus
Trumps Umfeld geführt - unter anderem gegen seinen ehemaligen
Wahlkampfmanager Paul Manafort, seinen langjährigen Vertrauten Roger
Stone und seinen Ex-Anwalt Michael Cohen. Allein diese Anklagen
setzten Trump unter Druck - auch wenn der Republikaner stets bemüht
war, sich von den Anschuldigungen zu distanzieren.
Trumps Ex-Anwalt Paul ManafortBild: Reuters
Was passiert als nächstes?
Justizminister Barr hatte entscheiden müssen, welche Informationen er
aus dem vertraulichen Mueller-Bericht an den Kongress geben wollte.
Er hat dem Parlament nun zunächst eine vierseitige Zusammenfassung
der Ergebnisse übermittelt. Die Demokraten fordern, dass Barr den
gesamten Bericht der Öffentlichkeit zugänglich macht - sie
argumentieren, die Amerikaner hätten ein Anrecht auf die Wahrheit.
Sind nun alle Ermittlungen beendet?
Nein. Nur Muellers Untersuchungen sind abgeschlossen. Es gibt aber
noch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in New York. Die Behörde
stand hinter den Durchsuchungen bei Trumps langjährigem Anwalt
Michael Cohen. Dieser bekannte sich später schuldig, im Auftrag
Trumps Schweigegeld an zwei Frauen gezahlt zu haben, die sagen, sie
hätten vor Jahren eine Affäre mit dem Republikaner gehabt.
Außerdem
nehmen die Ermittler des südlichen Distrikts laut Medienberichten die
Finanzen von Trumps Komitee zur Amtseinführung unter die Lupe.
Daneben stehen in mehreren Fällen noch Gerichtsverfahren aus - etwa
im Fall von Trumps langjährigem Vertrauten Roger Stone.
USA: Unternehmen kündigen Preisanstiege wegen Donald Trump an
Am Ende haben nicht Abtreibungen, der Klimawandel oder die Außenpolitik die US-Präsidentschaftswahl entschieden. Wichtigstes Thema waren die Inflation und die Preise. Für 34 Prozent der republikanischen Wähler:innen war es laut einer Umfrage von YouGov ausschlaggebend für die Wahlentscheidung.