Abtreibungen sind in Irland verboten – ein Referendum könnte das nun ändern
18.05.2018, 08:1618.05.2018, 08:42
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Irland hat eines der strengsten Abtreibungsgesetze Europas. Das Gesetz, das das "ungeborene Leben" schützen soll, führte wiederholt zum Tod schwangerer Frauen. Das könnte sich jedoch bald ändern. Am 25. Mai dürfen mehr als drei Millionen Iren über die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen abstimmen.
Aisha Chithira lebt mit ihrer Tochter und ihrem Mann
in Irland. Die aus Afrika stammende Frau ist schwanger. Aber weil sie
unter einer Erkrankung leidet und bereits Zwillinge tot gebar,
entscheidet sie sich für eine Abtreibung. Doch das ist in Irland
verboten. Wie viele andere Frauen in Irland will sie den Eingriff
daher in England vornehmen lassen. Einen Monat wartet sie auf das
Visum und reist in der 22. Schwangerschaftswoche nach London. Sie
kehrt nie zurück: Chithira kollabiert kurz nach dem Eingriff im Taxi
und stirbt.
Wenn es nach den Initiatoren eines Referendums geht, sollen sich solche Fälle künftig nicht wiederholen.
"Wir wissen, dass jedes Jahr Tausende irische Frauen - aus jedem Bezirk des Landes - für Abtreibungen ins Ausland reisen. Wir wissen, dass viele Frauen Abtreibungspillen per Post erhalten, um ihre Schwangerschaften zu beenden."
leo varadkar
Mit diesen Worten begründete der irische Ministerpräsident und
Mediziner Leo Varadkar die anstehende Volksabstimmung.
Aktivistinnen werben in Dublin für ein "Ja" beim Referendum für eine Lockerung der Abtreibungsgesetzgebung.Bild: Artur Widak/imago stock&people
Wann sind Abtreibungen in Irland erlaubt?
In Irland ist ein Abbruch bislang nur gestattet, wenn das Leben der
Schwangeren bedroht oder sie selbstmordgefährdet ist. Selbst nach
Vergewaltigung, Inzest und bei einem kranken Fötus ist ein Abbruch
untersagt. Wer dagegen verstößt, kann mit bis zu 14 Jahren Gefängnis
bestraft werden – jedoch nicht, wenn die Frau im Ausland abtreibt.
So streng wie in Irland sind die Gesetze fast nirgendwo in der EU
"Nur Malta, Andorra und San Marino haben innerhalb Europas noch strengere Abtreibungsgesetze als Irland", sagte Leah Hoctor vom Zentrum für reproduktive Rechte. Dort seien Abtreibungen sogar verboten, wenn das Leben der Schwangeren in Gefahr ist. Strenge Gesetze hätten auch Lichtenstein, Monaco, Polen und das britische Nordirland, erklärte die Expertin der Nichtregierungsorganisation.
Auch Peru hat strenge Abtreibungsgesetze. Auch dort sterben deshalb Frauen.
Das Problem in Irland: Per Verfassungszusatz sind ungeborene Kinder
genauso in ihrem Recht auf Leben geschützt wie ihre Mütter. Das macht
Kritikern zufolge Abtreibungen in dem Land faktisch unmöglich. Die
Frauen in Irland würden "wie Gebärmaschinen behandelt", klagte ein
Report der Menschenrechtsorganisation Amnesty International an.
Sogar der UN-Menschenrechtsausschuss bezeichnete das
Abtreibungsverbot als "grausam, unmenschlich und erniedrigend". Er
forderte die irische Regierung auf, es zu überarbeiten. Gegner und
Befürworter des Abtreibungsverbots veranstalten Protestmärsche.
Auch in Deutschland wird das Abtreibungsrecht diskutiert:
Durch das Referendum soll der Verfassungszusatz nun gestrichen
werden. Das Parlament hätte dann die Möglichkeit, Abtreibungen bis
zur zwölften Schwangerschaftswoche zu legalisieren. In Ausnahmefällen
soll der Abbruch sogar bis zur 22. Woche erlaubt sein. Die meisten
Iren sind Umfragen zufolge dafür, den Verfassungszusatz zu streichen.
Wie viele Abtreibungen gibt es in Irland?
In Irland wurden 2017 nur 25 offizielle Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen.
Viele Frauen suchten in ihrer Not bislang vor allem Hilfe im Ausland: Mehr als
168.700 Schwangere ließen von 1980 bis 2016 den Eingriff in
Großbritannien vornehmen. Das geht aus britischen Statistiken hervor,
für die die Heimatadressen der behandelten Frauen ausgewertet wurden.
Auch in anderen Ländern – etwa in den Niederlanden – lassen
Schwangere aus Irland abtreiben. Jedoch sind die Zahlen niedriger.
Wer ist der Gegenspieler des Referendums?
Ein Werbeplakat der irischen Abtreibungsgegner.Bild: Artur Widak/imago stock&people
Die katholische Kirche stellt sich gegen die Legalisierung von
Abtreibungen. Pikant: Nur drei Monate nach dem Referendum reist Papst
Franziskus von Rom nach Irland. In der Hauptstadt Dublin wird er am
25. und 26. August am Weltfamilientreffen teilnehmen.
(fh/dpa)
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